Das Paket, das (manchmal) unbekannte Wesen. Wann kommt es? Wie kommt es?

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Wenn der Postmann kein Mal klingelt oder das Paket wieder einmal dann zugestellt werden will, wenn man ausgerechnet nicht zu Hause ist, hat das gelbe Zettelchen im Briefkasten seinen großen Auftritt. Einziger möglicher Vorteil: Man lernt so wenigstens den Nachbarn besser kennen, sofern der die Sendung entgegengenommen hat.

65 Millionen Pakete stellt die Österreichische Post pro Jahr zu, macht 250.000 täglich. Bei Privatkunden liegt der Marktanteil der Post bei 75 Prozent. Zwar gibt es in Österreich auch seit einiger Zeit 25 so genannte Post24-Stationen (bis zu Jahresende soll die Zahl auf 35 steigen) - der Weg vor die Haustüre bleibt dem Adressaten damit aber nicht erspart. Eine weitere Alternative sind Postempfangsboxen im Haus. Die "Gepäcksfächer" sind insofern praktisch, als man  seine Sendungen quasi im Pyjama abholen kann. Wird ein Packerl hinterlegt, erhält der Kunde in seinem Briefkasten eine Benachrichtigung mit Barcode, mit dem die Box zu öffnen ist. Bis Jahresende sollen österreichweit 5.000 solcher Boxen im Einsatz sein. Sie sind in verschiedenen Größen verfügbar und werden in der Regel von einer Mietergemeinschaft angefordert und benutzt. Ab einer Einmalgebühr von insgesamt 169 Euro ist man dabei.

Paket zum Wunschtermin

So schön, so gut, so Österreich. Denn Deutschland, genauer gesagt die Paket-Tochter der Deutschen Post, handelt seit vergangenem Freitag die Paketübergabe mit einem neuen Service ab. "Die Idee gibt es auch in Österreich und das Projekt befindet sich bereits in der Probephase. Aber die Deutschen sind uns zuvorgekommen", so Michael Homola, Pressesprecher der Österreichischen Post zu derStandard.at. Das Prinzip ist so einfach wie naheliegend: DHL liefert das Paket zum Wunschtermin. Konkret: Das Angebot, das nur E-Mails und keine SMS vorsieht, muss vom Versender eines Pakets genutzt werden. Dieser kann die E-Mail-Adresse des Empfängers nach Zustimmung des Kunden an DHL weitergeben. Einen Tag vorab wird der Adressat über das Eintreffen der Warensendung informiert. Passt der Termin nicht, kann dieser um bis zu vier Tage verschoben werden. Auch der Übergabeort kann frei gewählt werden.

Durch den Boom des E-Commerce stiegen seit 2007 die Umsätze der Deutschen Post im Paketgeschäft durchschnittlich um 3,7 Prozent pro Jahr, 2011 bereits um zehn Prozent und 2012 um zwölf Prozent. Der Einzelhandel verschickt heute bereits ein Zehntel seiner Produkte – und kurbelt damit das Wachstum im Paketgeschäft unvermindert an. In Deutschland werden stattliche 3,2 Millionen Pakete pro Werktag versandt. Kein Pappenstiel bei zwei Zustellversuchen (bei der Österreichischen Post ist nach einem Mal Schluss). Dass man dadurch unnötige Kosten vermeiden wolle, weist Alexander Edenhofer, Pressesprecher für den Bereich Brief bei der Deutschen Post, auf Anfrage entschieden zurück: An erster Stelle stehe die Kundenzufriedenheit. In Österreich sieht man das ganz genauso. Homola: "Zum einen werden die Kosten aus Fehlzustellungen nicht erhoben, zum anderen werden 90 Prozent der Paket-Empfänger auch tatsächlich angetroffen."

Leugnen lässt sich dennoch nicht, dass sich  Beschwerden bei Verbraucherzentralen über nicht erfolgte, falsch zugestellte oder gleich in den Filialen hinterlegte Pakete seit Jahren häufen. Davon ist nicht nur die Post betroffen, die Probleme betreffen die gesamte Logistikbranche. Offen bleibt, inwieweit Self-Service-Lösungen Abhilfe schaffen können. In Deutschland wird man in einigen Monaten ein erstes Resümee ziehen, in Österreich dauert es noch. Der DHL-Dienst gilt nämlich hierzulande nicht und bis die hiesige Post selbigen Dienst anbietet, wird es wohl noch bis zum Jahresende dauern. (Sigrid Schamall, derStandard.at, 8.7.2013)