
Das Ensemble Amarcord Leipzig kommt zu den Ambraser Schlosskonzerten.
Die Ambraser Schlosskonzerte sind die Keimzelle der Innsbrucker Festwochen. 1963 erinnerte Landeshauptmann Hans Tschiggfrey beim Festakt zur 600-Jahr-Feier "Tirol mit Österreich" im Schloss daran, dass Tirol seine Opfer gebracht habe, um "den Glanz der Bundeshauptstadt zu erhöhen" - unter den Opfergaben waren etwa Stücke aus den Beständen der Kunstsammlung des Schlosses, die ins Kunsthistorische Museum Wien eingebracht worden waren. Für die Musikumrahmung der Feier war Otto Ulf verantwortlich. Es gab Ungewöhnliches zu hören: eine Huldigungsmotette des Frankoflamen Christian Hollander. Im Jahr darauf organisierte Ulf das erste Ambraser Schlosskonzert.
28 Jahre sollte Ulf die Konzerte leiten. 1970 wurde eine Sommerakademie ins Leben gerufen, sechs Jahre später wurde im Anschluss an die Schlosskonzerte eine "Woche der Alten Musik" veranstaltet. 1991 übernahm Howard Arman die Leitung, 1997 folgte ihm Réne Jacobs nach, der als künstlerischer Leiter der Festwochen der Alten Musik auch die Planung der Schlosskonzerte übernahm. Seit 2010 ist Alessandro De Marchi dafür verantwortlich.
Das Credo von Ambras: Die Interpretation Alter Musik darf nicht als museale Aktivität verstanden werden, sie impliziere Neugier, Experimentierfreude, Forschergeist. Mehrere Generationen des historisch informierten Musizierens gaben sich im Spanischen Saal die Klinke in die Hand, befruchteten und kritisierten sich auch gegenseitig. Vibrato: ja oder nein? Darmsaiten oder doch aluminiumumsponnene Hightech? Man wurde sich nicht einig. Aber Wien schickte sich an, quasi als Wiedergutmachung für den seinerzeitigen kulturellen Aderlass an die Reichshauptstadt, Schloss Ambras und Tirol mit klingenden Schätzen zu beglücken: Nikolaus Harnoncourt und der Concentus Musicus waren Stammgäste auf Ambras, aber auch die Capella Academica und Eduard Melkus.
Zusammen mit den renommiertesten Pionieren Europas. Und so klingt ein bisschen etwas von dem "sölichen lieblichen Gesang von der Menschen Stym" und den "lieblichen Herpfen von newen Werken mit sueßem Saitenspiel", wie sie vor einem halben Jahrtausend von der Hofkapelle Kaiser Maximilians I. zu hören waren, seit 50 Jahren in den Ambraser Schlosskonzerten fort. (DER STANDARD, 6.7.2013)