Der Vilsalpsee vor dem Felsturz. Nun ist eine neue Straße geplant, für die ein Teil des Naturjuwels geopfert werden müsste.

Foto: Initiative Vilsalpsee

Innsbruck - Im November 2012 hatte ein Felssturz den Uferweg beim Vilsalpsee im Tannheimer Tal verlegt. Der Weg wurde notdürftig wiedererrichtet, seit dem Frühjahr wird über die Errichtung eines breiteren Wegs auf der gegenüberliegenden Uferseite diskutiert.

Denn mit dem Bau einer neuen Straße soll auch ein Teil des Sees zugeschüttet werden. "Dieser fünf Meter breite, Lkw-taugliche Fahrweg ist schlicht Naturzerstörung", sagt Hermann Fasser, Bezirkssprecher der Liste Fritz im Außerfern. Das Projekt sei unsinnig und ein gewaltiger Eingriff in die Natur.

Naturschutzgebiet seit 1957

Der Vilsalpsee im Tannheimer Tal gilt als Naturjuwel. Seit 1957 steht das Gebiet zwischen Tannheim und Weißenbach unter Naturschutz. Seit 1995 wurde das Gebiet als Natura-2000-Gebiet vorgeschlagen. 1998 wurde das Schutzgebiet nach der Flora-und-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) erweitert. Z

um Schutzgebiet gehören neben dem Vilsalpsee auch der höher gelegene Traualpsee, die Lache und der Alplsee. Erhalten werden sollen alpine Kalklebensräume, subalpine und hochmontane Wälder, die Lebensräume in den und um die Seen, die charakteristischen Vogelarten und ihre Lebensräume.

Forderung nach transparenter Entscheidung

Fasser zeigt durchaus Verständnis dafür, dass es nach dem Felssturz schnell eine Lösung braucht: "Der Felsabbruch muss geräumt werden, die Vilsalpe mit ihrer Milchwirtschaft und auch das Elektrizitätswerk müssen erreichbar bleiben." Andreas Brugger, Abgeordneter der Liste Fritz, pocht ebenfalls auf eine Lösung, allerdings auf eine "vernünftige": "Betroffene und Fachleute müssen eingebunden werden.

Die Entscheidung, welche Sanierungsmaßnahmen wirklich notwendig und auch finanziell und naturschutzmäßig vertretbar sind, müssen transparent und nicht in irgendwelchen Geheimgesprächen getroffen werden."

Neuer Riss im Fels

Zudem hat sich kürzlich oberhalb der geplanten neuen Straße offenbar ein neuer Riss im Fels gebildet. Damit wäre auch die neue Straße nicht sicherer. Brugger wünscht sich von der zuständigen grünen Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe eine "ergebnisoffene Debatte". Allerdings unter besonderer Berücksichtigung der Tatsache, dass der Vilsalpsee ein Natura-2000-Schutzgebiet sei und für derartige Schutzgebiete ein Verschlechterungsverbot gilt: "Ein teilweises Zuschütten des Naturjuwels Vilsalpsee kann und darf es also nicht geben."

Außerdem müsse mit der "Geheimniskrämerei" der letzten Monate Schluss gemacht werden, Fakten sollten auf den Tisch kommen. "Von den betroffenen Anrainern über die Touristiker in der Region bis hin zur Bergwacht haben die Bürger ein Recht darauf zu erfahren, welche Lösungen für den Vilsalpsee angedacht sind", urgiert Brugger.

Klärung der Kostenfrage

Zudem müsste vor Baubeginn geklärt werden, wer die Kosten tragen solle und welche Eingriffe in die Landschaft im Natura-2000-Schutzgebiet überhaupt rechtlich machbar seien. Vergangene Woche wurde im Landtag bereits eine schriftliche Anfrage zum ursprünglich geplanten Projekt eines Wegneubaus samt teilweiser Zuschüttung des Vilsalpsees eingebracht.

Ingrid Felipe hat nun fünf Wochen Zeit zur Beantwortung. Am 25. Juli soll bereits eine Besprechung stattfinden. Felipe gefällt die Idee eines Seilfloßes: Das sei innovativ und zukunftsweisend. Wanderer würden wohl weiterhin den unterbrochenen Weg benützen, da wohl kaum jemand seine Bergtour um den ganzen See verlängern wolle, vermutet Hermann Fasser. (Verena Langegger, DER STANDARD, 6./7.7.2013)