Bild nicht mehr verfügbar.

Edward Snowden soll seit fast zwei Wochen im Moskauer Flughafens Scheremetjewo festsitzen

Foto: AP Photo/Sergei Grits

Managua/Washington/Caracas - Der flüchtige Ex-US-Geheimdienstmitarbeiter und Enthüller Edward Snowden kann auf Asyl in Bolivien, Nicaragua und Venezuela hoffen. Die Länder machten dem Amerikaner am Freitag ein entsprechendes Angebot. Snowden, der geheime Spionage-Aktivitäten der USA öffentlich gemacht hat und deswegen zu Hause vor Gericht soll, sitzt wohl auf der Flucht auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo fest. Alle Versuche, in ein für ihn sicheres Land auszureisen, sind bisher gescheitert.

"Ich habe entschieden, dem jungen Amerikaner, Edward Snowden, aus humanitären Gründen Asyl anzubieten", sagte der venezolanische Präsident Nicolas Maduro. Snowden sei ein Held der Menschenrechte. In Nicaragua sagte Präsident Daniel Ortega bei einer öffentlichen Veranstaltung, er habe ein Asylgesuch von Snowden erhalten. Seine Regierung würde ihn "mit Freuden" aufnehmen, "wenn die Umstände das erlauben".

Boliviens Präsident Evo Morales schloss sich am Samstagmorgen (Ortszeit) an, ohne Snowden beim Namen zu nennen: "Wenn dieser Amerikaner uns um Asyl bittet, werden wir es ihm zugestehen". Einer bolivianischen Regierungsmaschine mit Morales an Bord war in der Nacht zum Mittwoch der Überflug über mehrere europäische Länder verweigert worden, weil Snowden an Bord vermutet worden war. Morales saß deshalb rund 13 Stunden am Wiener Flughafen fest.

Asylantrag eingegangen

Der Asylantrag Snowdens sei bei der Botschaft Nicaraguas in Moskau eingegangen, fügte Ortega hinzu. Snowden hatte in zahlreichen Ländern, darunter in Österreich, einen Asylantrag gestellt - bisher vergeblich. Nicaragua und Venezuela sind befreundet, werden von linksgerichteten Regierungen geführt und sind den USA gegenüber kritisch eingestellt. Nicaragua, in Zentralamerika nördlich von Costa Rica gelegen, ist eines der ärmsten Länder der Region, hat aber von finanziellen Hilfen Venezuelas profitiert. Das südamerikanische Land ist reich an Öl und daher für die Weltwirtschaft von Bedeutung.

Der IT-Spezialist Snowden hatte zuletzt für den US-Abhördienst NSA gearbeitet und war Ende Mai mit geheimen Dokumenten von Hawaii nach Hongkong geflohen. Von dort aus machte er massive Ausspäh- und Abhörprogramme der USA und des britischen Geheimdienstes öffentlich. Die Justizbehörden der Vereinigten Staaten suchen ihn seitdem wegen Geheimnisverrats per Haftbefehl. Der 30-Jährige soll sich seit über einer Woche im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo aufhalten. Sein amerikanischer Reisepass wurde für ungültig erklärt, was eine Ausreise aus Russland zusätzlich erschwert. (APA, 6.7.2013)