Google Maps im neuen Gewand: Der Android-App wurde in der Version 7.0.0 ein vollständiges Redesign verpasst.

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Informationen zu Orten werden nun halb über den Bildschirm eingeblendet, optisch ist das alles durchaus gelungen.

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Deutliche Fortschritte macht auch die Routenplanung, bei der schnell zwischen verschiedenen Fortbewegungsmethoden gewechselt werden kann.

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Google Navigation wurde in diesem Zuge ebenfalls umgestaltet.

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Im Rahmen seiner I/O-Konferenz hat Google vor einigen Wochen nicht nur eine vollständig neu gestaltete Web-Version von Google Maps präsentiert, auch eine neue App-Version für Android wurde im selben Zuge versprochen. Nun ist diese da: Seit kurzem ist Google Maps 7.0.0 im Play Store erhältlich - wenn auch noch nicht für alle.

Wellen

Wie in letzter Zeit von Google gewohnt, wird die neue Maps-Version nämlich in Wellen an die NutzerInnen ausgeliefert. Wie lange es dauert, bis man selbst das Update erhält, fällt also in die Kategorie "Zufall". Google spricht von einem vollständigen "Rollout" in den "kommenden Wochen". Der WebStandard hat sich die neue App trotzdem gleich mal besorgt, und einen ersten Blick darauf geworfen.

Redesign

Schon bei der I/O-Präsentation wurde das neu gestaltete Interface in den Vordergrund gestellt, und tatsächlich bleibt hier kaum ein Stein auf dem anderen. Im Kern orientiert sich die neue Google-Maps-Version an jenem Google-Now-artigen Design, das die iOS-Ausgabe seit einigen Monate verwendet. Und natürlich am neuen Kartenstil, wie er in der Beta der Web-Version Einzug gehalten hat.

Rein optisch ist das neue Google Maps auch tatsächlich ein deutlicher Fortschritt: Sowohl auf Smartphones als auch bei Tablets wirkt die App nun wesentlich moderner und vor allem konsistenter. Viele bestehende Funktionen sind zwar nun über einen anderen Weg zu erreichen - so lassen sich etwa Lokalvorschläge nach Anwahl des Suchfelds aufrufen - die Umgewöhnung sollte aber wohl nicht all zu lange brauchen.

Routen

Zu den Highlights gehört sicher die neu gestaltete Routenplanung, bei der rasch zwischen verschiedenen Fortbewegungsmethoden gewechselt werden kann. Nett ist auch eine "Explore"-Ansicht um interessante Orte im Umfeld zu finden. Es gibt einen Sidebar über den zusätzliche Ebenen flott hinzugeschaltet werden können, etwa Verkehrsinfos, Radrouten oder auch Satellitenbilder. Zudem befindet sich an dieser Stelle ein Link auf Google Earth sowie der Zugriff auf die Einstellungen.

Ungewohnt

Etwas verwundert allerdings, dass der Sidebar nicht die aktuellen Design-Vorgaben von Google selbst einhält. Wo dieser sonst über einen Swipe vom linken Bildschirmrand eingeblendet werden kann, gibt es bei Google Maps einen kleinen Knopf um den Sidebar aufzurufen.

Navigation

Ebenfalls umgestaltet wurde im Zuge der neuen Version Google Maps Navigation: Neben einem neuen Äußeren kann dieses nun mit Live-Verkehrsupdates samt dynamischem Rerouting und Unfalls-Infos aufwarten. An sich fügt sich Google Navigation nun deutlich organischer in das Ganze Maps-Gebilde ein, was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass der Wechsel zwischen der klassischen Kartendarstellung und der Navigationsansicht erheblich flotter erfolgt.

Kürzen, Streichen, Entfernen

Auf weniger Begeisterung bei den NutzerInnen dürfte allerdings stoßen, dass Google mit dem Update eine ganze Reihe von Funktionen aus Maps entfernt hat. So wurde Latitude vollständig gestrichen, damit verschwindet neben der Möglichkeit für Check-Ins auch die Location History. Zumindest ersteres ist durchaus nachzuvollziehen, gibt es eine ähnliche Funktion doch mittlerweile bei Google+. Hier beendet man also eine bestehende Zweigleisigkeit. Ob es künftig an anderer Stelle (jenseits der Web-Version von Latitude) eine Aufarbeitung der eigenen Location History geben wird, bleibt allerdings offen.

Keine Offline-Karten

Für viele aber wohl noch ärgerlicher: Die erst vor nicht all zu langer Zeit eingeführte Möglichkeit, Karten vorab offline zu cachen, sucht man im neuen Google Maps vergeblich (Allerdings gibt es einen Trick, um doch zu dieser Funktionalität zu gelangen, siehe das am Ende des Artikels stehende Update). Ebenfalls unauffindbar sind die Möglichkeit im Web erstellte, eigene Karten darzustellen sowie der gesamte bisherige Labs-Bereich, in dem diverse Zusatzfunktionen aktiviert werden konnten.

Fazit

Im Kern präsentiert sich die neue Google-Maps-Version als deutlicher Fortschritt gegenüber früheren Ausgaben der Android-App. Das neue Design ist gut gelungen, dabei nun vor allem konsistent mit der neuen Web-Version des Kartenservices. Leider gilt dieses Lob aber tatsächlich nur für den Kern der Anwendung. Vor allem das Entfernen diverser Funktionen wie Offline-Caching wird Google fraglos eine neue Welle an Kritik einbringen - und das durchaus zu recht. Von Seiten Google heißt es, dass das Offline-Caching für die neue Version nicht rechtzeitig fertig geworden ist, und in einem späteren Update folgen soll. Bleibt natürlich die Frage, warum man ein in Teilen unfertiges Update für eine solche zentrale Anwendung veröffentlicht.

Manuelle Installation

Wer das neue Google-Maps-Update noch nicht bekommen hat, kann sich die App auch manuell besorgen. Bei AndroidPolice versammelt man derzeit die APKs für Android 4.1 und 4.2, prinzipiell soll die neue App-Version nur auf Geräten mit mindestens Android 4.0.3 funktionieren. Dabei gilt die Warnung, dass es immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist, sich solche Apps aus unbekannten Quellen zu besorgen, aufgrund einer aktuellen Sicherheitslücke in Android kann nicht sichergestellt werden, dass die App nicht modifiziert wurde. Wer dieses Risiko nicht eingehen will, sollte also lieber auf das offizielle Update per Play Store warten.

Update 10:50

Wie es von Google heißt, gibt es in der neuen App-Version sehr wohl eine Möglichkeit, Karten offline zu cachen. Allerdings ist dies hinter einem kleinen Easter Egg versteckt: Wird "ok maps" - eine Anspielung auf die Steuerungsbefehle für Google Glass - in das Suchfeld eingegeben, wird der gerade sichtbare Kartenbereich lokal abgespeichert.

2. Update, 13:00

Wie Google in einem Support-Eintrag ausführt, wird Latitude nicht nur aus der Maps-App entfernt, sondern bereits in wenigen Wochen komplett eingestellt. Stichtag hierfür ist der 9. August. Danach werde es nicht mehr möglich sein, die eigene Position per Latitude mit anderen zu teilen, so der Softwarehersteller. Auch die betreffenden Einstellungen würden komplett gelöscht. Lediglich die Location History bleibt erhalten und soll weiter über das zugehörige Dashboard im Web betrachtbar bleiben. Für Checkins und das Teilen der aktuellen Position mit anderen verweist man auf Google+.

(Andreas Proschofsky, derStandard.at, 10.7.2013)