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Willkommen ist bei Dayli nur, wer als Investor 40 Millionen Euro einbringt.

Foto: Reuters/Ebenpichler

Wien - 40 Millionen Euro sind gesucht. Mit ihnen glaubt Dayli in letzter Minute doch noch die Kurve zu kratzen. Rund zwei Wochen haben potenzielle Retter Zeit, um das Geld für den finanziell ausgebrannten Drogeriekonzern aufzustellen. Ohne sie wird das gesamte Filialnetz in Österreich mit August geschlossen und verwertet.

Masseverwalter Rudolf Mitterlehner zieht wie erwartet die Reißleine und leitet die Schließung ei- nes Teils der Standorte ein. Insgesamt 355 Märkte sperren zu, dazu das Lager in Gröbming. 1261 Mitarbeiter sind davon vorerst betroffen. Die verbliebenen 522 Läden bleiben bis Ende Juli geöffnet.

"Wir wollen noch eine Chance wahren, jemanden zu finden, der die Verluste und die Anschubfinanzierung für neue Waren übernimmt", sagt Mitterlehner. Es habe sich bei ihm mehr als ein Interessent für das reduzierte Filialpaket gemeldet. Frische Lieferungen aus der Industrie erhält Dayli nach wie vor keine. Die Handelskette zehrt aus den Restbeständen der Lager und Shops in den Bundesländern. Mit 522 Läden produziere Dayli zumindest in den kommenden zwei Wochen keine zusätzlichen Abgänge für die Gläubiger, ist Mitterlehner überzeugt. Nach seinen Berechnungen ließen sich aus den noch laufenden Umsätzen auch die Juli-Gehälter der Mitarbeiter begleichen. Ohne frisches Geld sei dann aber Schluss.

Josef Taus braucht keine neuen Marken

Josef Taus hat kein Interesse an Dayli. "Wir brauchen keine neuen Marken, es passt nicht zu uns", sagt der Industrielle, der sich rund um Libro und Pagro eine Handelsgruppe aufbaute und im Vorjahr knapp 50 Standorte der insolventen Schlecker-Tochter Ihr Platz in Deutschland übernahm.

Manfred Laaber, ehemaliger DM-Manager, der sich 2012 mit Investoren um Schlecker in Österreich bemühte, winkte - angesprochen auf den Nahversorger - zuletzt ebenso ab wie der Wiener Immobilienentwickler Jamal Al Wazzan. Wie Taus wurde auch der Linzer Sanierer Anton Stumpf von Dayli in den vergangenen Monaten immer wieder um Hilfe gebeten und hatte abgelehnt. Branchenkenner gehen davon aus, dass die beiden zumindest einzelne Standorte auf ihre Tauglichkeit für andere Handelsformate prüfen werden.

Der KSV1870 sieht in der Teilschließung erste Schritte für eine geordnete Liquidation, sofern es mit dem Retter nicht klappe. Vergangene Woche habe Daylis Warenlager noch einen Wert von 15 Millionen Euro gehabt, wobei einiges davon unbezahlt sei und an die Lieferanten refundiert werden müsse. Für Umsätze von acht Mio. Euro die Woche sei ein Wareneinsatz von fünf Mio. nötig, zitiert der Gläubigerschutzverband aus Analysen früherer Schlecker-Bilanzen. Die Vorräte für die Aufrechterhaltung des Betriebs reichten also nur kurze Zeit. Und es brauche weitere Rabatte, um nicht auf Restbeständen sitzenzubleiben.

Der jüngste starke Abverkauf habe den Umsatz deutlich gesteigert, erläutert Creditreform-Chef Gerhard Weinhofer. Die Schließung jeder dritten Filiale erspare Dayli bis Ende September jedenfalls 25 bis 40 Millionen Euro.

Die aktuell betroffenen Beschäftigten haben einen Monat Zeit, um von sich aus vorzeitig aus dem Konzern austreten zu können, oh- ne den Anspruch auf Abfertigung zu verlieren. Wer sich dann beim Arbeitsmarktservice als arbeitslos meldet, erhält auf das offene Juni-Gehalt einen Vorschuss, der später rückverrechnet wird.

Bis der Insolvenzentgeldfonds für ausstehende Löhne und Ur- laubsgelder einspringt, dauert es, um das Rechtsprocedere abzuwickeln, bis Oktober. Seien alle Formalitäten erledigt, könne man binnen drei Wochen auszahlen, sagt sein Chef Richard Fuchsbichler.

"Zeche zahlen Arbeitnehmer"

Er habe Großpleiten von Konsum, KTM bis Alpine erlebt - nie seien Insolvenzen so ohne jegliche Vorbereitung über die Bühne gegangen wie bei Dayli, sagt Herbert Schnetzinger, Leiter des Insolvenzschutzverbandes für Arbeitnehmer in Linz. "Wir haben mindestens zwei Wochen an Zeit verloren. Die Zeche dafür zahlen die Gläubiger und Arbeitnehmer."

Sozialminister Rudolf Hundstorfer hat im Bankenverband interveniert, damit Dayli-Mitarbeiter, solange sie auf ihr Juni-Gehalt warten, bei der Kontoüberziehung keine Zinsen bezahlen müssen. (Verena Kainrath, DER STANDARD; 13.7.2013)