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Der Freispruch für George Zimmerman sorgte für Demonstrationen, unter anderem in Los Angeles.

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"Das ganze verdammte System ist schuld", meint diese Demonstrantin.

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Der Angeklagte George Zimmerman (m.) wurde freigesprochen und verlässt den Gerichtssaal als freier Mann.

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Vor dem Gericht und in anderen Städten der USA reagieren Demonstranten empört auf das Urteil.

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Ein Demonstrant im New Yorker Stadtteil Harlem fordert "Gerichtigkeit für Trayvon".

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Richterin Debra Nelson verlas das Urteil.

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Vor dem Gericht in Sanford versammelten sich Demonstranten.

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Sanford - Im US-Prozess um den Tod des schwarzen Teenagers Trayvon Martin haben die Geschworenen den angeklagten Nachbarschaftswächter George Zimmerman freigesprochen. Die sechs Mitglieder der Jury kamen am Samstag nach 16-stündigen Beratungen zu dem Schluss, dass Zimmerman nicht des Totschlags an dem unbewaffneten Jugendlichen schuldig sei. Die Richterin Deborah Nelson sagte zu Zimmerman, sie habe die Entscheidung der Jury bestätigt und er könne den Gerichtssaal als freier Mann verlassen. Die Gerichtsentscheidung am späten Samstagabend (Ortszeit) löste Proteste aus, aber auch Aufrufe zu Ruhe und Besonnenheit.

Demonstrationen in mehreren Städten

Wie die "New York Times" berichtet, kam es in mehreren Städten in Florida, Kalifornien, Atlanta, Washington und New York in der Nacht auf Sonntag zu friedlichen Demonstrationen. In Oakland kam es laut Angaben der Polizei zu kleineren Bränden auf der Straße, auch Fenster wurden eingeschlagen.

Die Demonstranten, die sich vor dem Gericht versammelt hatten, um Gerechtigkeit für Trayvon Martin zu fordern, reagierten empört auf das Urteil. "Dies ist das Ende unseres Rechtssystems. Die Justiz ist nicht gleich für alle", sagte der 20-jährige Ashton Summer nach der Urteilsverkündung .

"Familie ist untröstlich"

Der Anwalt der Familie Martin, Benjamin Crump, teilte mit, alle seien tief betrübt über die Gerichtsentscheidung. "Die Familie ist untröstlich." Zugleich bedankten sich die Eltern Sybrina Fulton und Tracy Martin bei allen Menschen rund um den Globus, die ihnen in den vergangenen 17 Monaten geholfen hätten - "bei allen, die ihre Kapuzenjacken anzogen, allen, die sagten: "Ich bin Trayvon", so der Anwalt in einem Statement nach dem Urteil. Die Verteidigung zeigte sich erleichtert über den Freispruch. "Ich bin sehr, sehr glücklich mit dem Ergebnis", sagte Anwalt Mark O'Mara. Zugleich äußerten Verteidigung und Angehörige Zimmermans, sie fürchteten um dessen Sicherheit.

Gewaltausbrüche befürchtet

Martins Eltern bedankten sich für die Unterstützung der vergangenen Monate. "Auch wenn mein Herz gebrochen ist - mein Glaube bleibt unerschüttert, und ich werde mein Baby Tray immer lieben", schrieb Vater Tracy Martin auf Twitter. Hunderte Demonstranten, die sich vor dem Gericht versammelt hatten, reagierten empört auf das Urteil, und riefen: "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden". Zudem gab es spontane Protestmärsche in den Metropolen San Francisco, Philadelphia, Chicago, Atlanta und in der Hauptstadt Washington, wie US-Medien berichteten. Bürgerrechtler Al Sharpton nannte das Urteil auf Facebook "eine Ohrfeige für das amerikanische Volk".

Die afroamerikanische Organisation NAACP verlangte weitere Ermittlungen. "Wir fordern das Justizministerium zu einer Untersuchung über die Verletzung der Bürgerrechte von Trayvon Martin auf", teilte die NAACP mit.

Bürgerrechtler Al Sharpton nannte das Urteil auf Facebook "eine Ohrfeige für das amerikanische Volk". In Sanford waren aus Sorge um mögliche Gewaltausbrüche hunderte Polizisten im Einsatz. Der bekannte Bürgerrechtler Jesse Jackson rief auf Twitter dazu auf, "in dieser Zeit der Verzweiflung" friedlich zu bleiben.

"Herr Zimmerman, ich habe das Urteil unterschrieben, das die Entscheidung der Jury bestätigt. Ihre Kaution wird aufgehoben. Ihre GPS-Überwachung wird abgeschaltet, wenn Sie den Gerichtssaal hier verlassen. Sie haben nichts weiter zu tun mit dem Gericht", sagte Richterin Nelson biei der Urteilsverkündung. Der 29-jährige Zimmerman lächelte kurz, erschien sonst aber eher unbewegt. Seine Familie hinter ihm freute sich dagegen sichtlich. Die Familie von Trayvon Martin war nicht im Saal.

Empörung bei Demonstranten vor Gericht

Zimmermans Anwalt Mark O'Mara begrüßte das Urteil. "Offenkundig sind wir verzückt über das Ergebnis. George Zimmerman war niemals irgendetwas schuldig, außer sich in Notwehr verteidigt zu haben", sagte O'Mara.

"Er wird sich vorsehen müssen

"Er wird sich für den Rest seines Lebens vorsehen müssen", sagte Bruder Robert Zimmerman. "Ich denke, er hat mehr Grund denn je zu denken, dass Menschen ihn töten wollen, denn das äußern sie immer wieder, jeden Tag, auf meinem Twitter-Feed im Internet", sagte Robert Zimmerman CNN. George Zimmerman hatte einem Bericht der "New York Times" zufolge schon in den vergangenen Monaten die Öffentlichkeit gemieden und außerhalb des Gerichtssaals eine kugelsichere Weste getragen.

In der Jury saßen sechs Frauen, darunter fünf Weiße und eine mit lateinamerikanischen Wurzeln. Sie mussten einstimmig über Schuld und Unschuld des angeklagten Nachbarschaftswächters entscheiden. Sie begannen die Beratungen am Freitag, vertagten sie aber nach kurzer Zeit auf Samstag. Zuvor hatten die Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Schlussplädoyers gehalten. Bei einem Schuldspruch wegen schweren Totschlags drohten Zimmerman lebenslange Haft. Zuletzt befand er sich gegen eine Kaution von einer Million Dollar auf freiem Fuß.

Tödlicher Patrouillengang

Zimmerman hatte den 17-jährigen Trayvon Martin am Abend des 26. Februar 2012 auf einem Patrouillengang in Sanford erschossen, nachdem es in der Gemeinde eine Reihe von Einbrüchen gegeben hatte. Der unbewaffnete Jugendliche befand sich auf dem Weg von einem kleinen Einkauf nach Hause. Zimmerman beteuert, dass Martin ihn zuerst attackiert habe. Der Fall sorgte in den USA für großes Aufsehen, da der Verdacht bestand, dass bei der Tat und beim anschließenden Umgang der Polizei mit dem Fall Rassismus im Spiel war.

"Stand Your Ground"

Der Fall sorgte in den USA vor allem auch deswegen für Aufsehen, weil die Polizei Zimmerman nach dem Vorfall zunächst laufen lassen hatte. Dabei berief sie sich auf das "Stand Your Ground"-Gesetz ("Weiche nicht zurück"), das Bürgern in Florida ein besonders ausgeprägtes Recht auf Selbstverteidigung mit Schusswaffen einräumt. Martins Eltern warfen den Behörden vor, nicht angemessen ermittelt zu haben, weil ihr Sohn schwarz war. In die Debatte über Rassismus in der Gesellschaft, die durch den Fall ausgelöst wurde, schaltete sich sogar Präsident Barack Obama ein.

Zehntausende Menschen gingen auf die Straße und forderten Gerechtigkeit für Trayvon Martin. Zimmerman stritt aber ab, Martin bewusst wegen seiner Hautfarbe ins Visier genommen zu haben. Der Angeklagte verwies dabei auch auf sein lateinamerikanischen Wurzeln. Die Verteidigung argumentierte, Zimmerman habe in Notwehr gehandelt, als Martin ihn niedergerungen und begonnen habe, seinen Kopf auf den Boden zu schlagen. (APA, 14.7.2013)