Panama-Stadt/Pjöngjang/Havanna - Im Panamakanal ist ein vermutlich mit Rüstungsgütern beladenes nordkoreanisches Schiff gestoppt worden. An Bord des aus Kuba kommenden Schiffes seien Container gefunden worden, die vermutlich Ausrüstungsmaterial für den Bau von Raketen enthielten, sagte Panamas Präsident Ricardo Martinelli dem Sender Radio Panama am Montagabend. Laut der britischen Expertengruppe "IHS Jane's" könnte das Schiff ein Kontrollradar für Boden-Luft-Raketen an Bord gehabt haben.

Die "Chong Chon Gang" wurde bereits am Freitag aufgebracht und in den Hafen von Colon geleitet, etwa 80 Kilometer von der Hauptstadt Panama entfernt. Laut Martinelli, einem Verbündeten der USA, wurde das Schiff zunächst wegen des Verdachts auf Drogenhandel durchsucht. Dabei seien die verdächtigen Container unter dem Zucker entdeckt worden. "Auf den ersten Blick" sehe die Ladung aus "wie Raketen", aber Panama wolle das Urteil von Experten abwarten, sagte Präsidentensprecher Luis Eduardo Camacho.

Widerstand geleistet

Drogen wurden bisher nach Behördenangaben nicht gefunden. Demzufolge versuchte der Kapitän des Schiffes, sich das Leben zu nehmen. Die Mannschaft habe Widerstand gegen die Einsatzkräfte der Polizei geleistet, sagte Camacho.

Die Inspektion des Schiffes aus Nordkorea, das einem Waffenembargo unterliegt, dauerte noch an. Panama bat die Vereinten Nationen um die Entsendung von Experten, um bei der Untersuchung zu helfen. Möglicherweise werde die Inspektion eine Woche dauern, sagte Präsidentensprecher Camacho. Bisher sei erst einer von fünf Frachträumen geöffnet worden.

Laut den Sicherheitsberatern von "IHS Jane's", die Fotos von dem Schiff auswerteten, transportierte die "Chong Chon Gang" ein Kontrollradar für Abschussvorrichtungen für Boden-Luft-Raketen vom Typ SA-2. Diese aus der Sowjetzeit stammenden Systeme verfügen über ein Zielradar sowie ein Radar, das die Raketen zu ihrem Ziel leitet, wie Jeremy Binnie erläuterte.

Laut Neil Ashdown von IHS könnte Kuba das Radar nach Nordkorea geschickt haben, um es dort modernisieren zu lassen. In diesem Fall hätte es zweifellos von Nordkorea nach Kuba zurückgebracht werden sollen. Die Zuckerladung wäre dann eine Bezahlung gewesen, sagte Ashdown.

Für weniger wahrscheinlich hielt IHS die Möglichkeit, dass Nordkorea mit dem Radar sein Boden-Luft-System verstärken wollte. Das nordkoreanische Luftverteidigungssystem zählt zu den dichtesten der Welt, ist aber laut IHS veraltet.

Bis Dienstag hatten weder Kuba noch Nordkorea offiziell reagiert. Das kommunistische Kuba ist einer der wenigen Verbündeten des abgeschotteten Nordkorea. Die Vereinten Nationen haben ein Embargo für Waffenlieferungen von und nach Nordkorea verhängt. Nach Resolution 1874 des Sicherheitsrats dürfen Mitgliedstaaten alle nordkoreanischen Frachten kontrollieren, die zu Lande, zu Wasser und zur Luft transportiert werden. (APA, 16.7.2013)