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Blick auf den Sheldon-Gletscher auf Adelaide Island vor der Antarktischen Halbinsel. Die südpolaren Eisschilde werden einer aktuellen Studie zufolge zusammen mit denen Grönlands der wichtigste Faktor für das Ansteigen des Meeresspiegels sein.

Foto: REUTERS/NASA/British Antarctic Survey

Potsdam - Einer aktuellen Studie zufolge ist der aktuelle Anstieg des Meeresspiegels deshalb noch so gering, weil der Prozess gerade erst ins Rollen kommt. Die Trägheit der globalen Eis- und Wassermassen verschleiert demnach vorerst noch, welche Entwicklung sich bereits in Gang gesetzt hat. Die wird sich laut der Studie aber im Lauf der Zeit noch drastisch beschleunigen: Auf lange Sicht werde wahrscheinlich jedes Grad an globaler Erwärmung den Meeresspiegel um 2,3 Meter anschwellen lassen.

Durch heute ausgestoßene Treibhausgase werden die Meere noch jahrhundertelang ansteigen, wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung mitteilte. "CO2, einmal durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt, verbleibt entsetzlich lange in der Atmosphäre", erläuterte der Forschungsbereichsleiter Anders Levermann. "Folglich bleibt die Erwärmung, die es verursacht, ebenfalls bestehen."

Die Meere und Eisschichten reagierten aufgrund ihrer enormen Masse nur langsam - daher bewege sich der beobachtete Meeresspiegelanstieg pro Jahr derzeit im Millimeterbereich. "Das Problem ist: Einmal aus dem Gleichgewicht gebracht, ist der Anstieg nicht mehr aufzuhalten - es sei denn, die Temperatur fällt", erklärte Levermann.

Die Untersuchung

Für die Untersuchung, die in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht wurde, nutzte ein internationales Forscherteam Daten aus Sedimenten vom Meeresgrund und vergangener Uferlinien von verschiedenen Küsten weltweit. Die Wissenschafter kombinierten Belege aus der frühen Geschichte des Erdklimas mit umfassenden Computersimulationen.

Dabei fanden sie heraus, dass sich die Ursachen für den Anstieg des Meeresspiegels verschieben werden. Denn während heute die Wärmeausdehnung des Meeres und das Abschmelzen von Gebirgsgletschern als wichtigste Gründe gelten, werden in den beiden nächsten Jahrtausenden die grönländischen und antarktischen Eisschilde zu den beherrschenden Faktoren.

"Es wird eine Anpassung geben müssen", erklärte Levermann. "Fortwährender Meeresspiegelanstieg ist etwas, was wir nicht vermeiden können, wenn die globalen Temperaturen nicht zurückgehen." Der Wissenschafter fügte hinzu, "gemessen in Legislaturperioden" möge der Anstieg zwar langsam sein. Er sei aber "unausweichlich und somit wichtig für fast alles, was wir in Küstennähe bauen - und das noch für viele kommende Generationen." (APA/red, derStandard.at, 16. 7. 2013)