Kabarettist Roland Düringer zeigte sich wegen Nötigung selbst an.

Foto: Lea Luna Holzinger

Gleich danach sprach er auch eine Nötigung aus: "Ich nötige alle Menschen dazu, selbst zu denken und in Zukunft auf so manches Tierprodukt zu verzichten, weil es nicht notwendig ist."

Foto: Lea Luna Holzinger

Mehr als 1.500 Menschen haben sich bis Donnerstagmittag bereits wegen Nötigung selbst angezeigt. Wie berichtet hatte der Verein gegen Tierfabriken (VgT) nach der teilweisen Aufhebung der Freisprüche im Wiener Neustädter Tierschützerprozess dazu aufgerufen.

Laut dem Verein bedeutet das Urteil des Wiener Oberlandesgerichts: Es ist bereits Nötigung, eine Kampagne gegen Modehäuser anzukündigen, die Pelzmode verkaufen. Denn allein schon durch das Informieren von Kunden könnten die Unternehmen Umsatzeinbußen erleiden. Dem Urteil zufolge sei also bereits die Forderung nach einem Ausstieg aus dem Pelzgeschäft sittenwidrig.

Jede Ankündigung eine Nötigung

Dieses Urteil stellt laut VgT ein Problem für Tier- und Menschenrechtsgruppen dar, denn all diese Organisationen würden immer wieder Kampagnen gegen Firmen ankündigen. "Wenn solche Ankündigungen jetzt Nötigung sind, müsste man eigentlich den Verein zusperren, denn dann würden wir andauernd nötigen", sagte VgT-Obmann Martin Balluch.

Balluch war ursprünglich Hauptangeklagter im Tierschützerprozess, wurde aber in allen Anklagepunkten rechtskräftig freigesprochen. Er zeigte sich jetzt ebenfalls wegen Nötigung selbst an.

Selbstanzeige Düringers im Café Landtmann

Laut Balluch bleiben der Staatsanwaltschaft nun nur zwei Möglichkeiten: "Entweder sie nimmt das Urteil des Oberlandesgerichts ernst und erhebt Anklage gegen die über 1.000 Selbstanzeiger - oder sie ignoriert das Urteil und lässt von einer Anklage ab."

Prominente Unterstützung erhielten die Tierschützer am Donnerstag bei einer Präsentation im Café Landtmann in Wien: Der Kabarettist Roland Düringer unterzeichnete eine Selbstanzeige, ebenso wie die Strafverteidigerin Katharina Rueprecht und die Gewinner der "ORF Comedy Chance", die sich "Zwa Voitrottln" nennen.

Düringer spricht "Nötigung" aus

Düringer genügte die Selbstanzeige allein allerdings nicht: "Ich habe zwar die Selbstanzeige hier unterschrieben, aber jetzt muss ich auch etwas tun, dass ich wirklich das Gefühl habe, etwas gemacht zu haben. Das heißt, ich muss jetzt tatsächlich jemanden nötigen oder jemandem gefährlich drohen, damit das wirklich Hand und Fuß hat."

Gleich darauf sprach er auch eine "Nötigung" aus: "Ich nötige alle Menschen dazu, selbst zu denken und in Zukunft auf so manches Tierprodukt zu verzichten, weil es nicht notwendig ist. Und wenn sie schon Tierprodukte in irgendeiner Form konsumieren, dann sollen sie wenigstens die Würde der Tiere achten."

Gerichtssaal in Stadiondimension

Danach forderte Düringer die Menschen auf, "die Eier in der Hose zu haben und nicht am Tisch" und die Selbstanzeige ebenfalls zu unterschreiben. Auch im jüngsten Beitrag auf seinem Videoblog "Gültige Stimme" widmet sich der Kabarettist dem Thema.

"Ich hoffe, dass es eine schöne Massenveranstaltung wird, wenn dann 2.000 Leute im Gerichtssaal stehen", so Düringer. Wie realistisch es ist, dass alle Selbstanzeiger schlussendlich vor Gericht landen, beantwortete Anwältin Rueprecht: "Da müsste man erst einen Gerichtssaal in der Größe des Ernst-Happel-Stadions bauen."

Anklage ist möglich

"Wenn es wirklich zu einer Anklage kommt, wäre das ein Riesenskandal. Aber es ist real möglich, dass man vor Gericht landet", meinte Martin Balluch. In diesem Fall würden die Rechtsanwälte des VgT aktiv. "Es wird niemand im Regen stehen gelassen", so der Obmann.

Am 24. August werden die Selbstanzeigen gesammelt der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt übergeben. (llh, derStandard.at, 18.7.2013)