Auch ein Bösewicht braucht einmal eine Auszeit.

Foto: Zsolt Wilhelm

Ich erinnere mich noch gut an einen Familienurlaub vor 16 Jahren in Italien. Vier Wilhelms waren gerade in einem Hotel in Rom angekommen, um sich erstmal kurz von den Strapazen der Anreise zu erholen. Meine kaum ältere Schwester, mit der ich mir das Zimmer teilte, muss etwas verwundert gewesen sein, als sie mich beim Auspacken ertappte. Nach wie vor vertrete ich die Ansicht, dass es nichts umzuschlichten gibt, wenn das Abreisedatum absehbar ist. So veränderte sich ihr Gemütszustand wenige Sekunden später wohl in beruhigt/belustigt, als sie sah, wie ich nur die PlayStation aus einem großen Badehandtuch rollte. Was soll ich sagen: Ich war jung und begeisterungsfähig und "Lara Croft" gab es damals nur auf PC oder Konsole.

Schlechte Geheimhaltung

So gut ich im Vorfeld meine Abendbeschäftigung über tausende Kilometer geheimhalten konnte, so schlecht ließ sich meine Leidenschaft vor Ort verbergen, als mir bewusst wurde, dass der verdammte Televisore in unserem Zimmer nur über einen SCART-Anschluss verfügte. Falsches Kabel!!! Hätte ich nur damals schon gewusst, wie oft ich mich in meinem Leben noch über dieses Problem ärgern würde. Nach einem Spießrutenlauf durch Roms schmale Gassen und der erfolgreichen Suche nach dem passenden Adapter stand der Kompromiss mit den besten Eltern der Welt fest: Kultur tagsüber, Schlafentzug ist mein Problem.

Vielleicht lässt sich nachträglich beurteilen, ob sich diese punktuelle Erziehnungsmaßnahme positiv oder negativ auf meine Entwicklung ausgewirkt hat. Ich habe später jedenfalls nie wieder eine Heimkonsole auf eine Reise mitgenommen. Meine Handheld-Vergangenheit will ich an dieser Stelle aus Rücksicht auf den Blutdruck meiner Mutter nicht aufwärmen.

Burnout-Prävention

Egal, eineinhalb Jahrzehnte später stand ich gestern wie jedes Jahr erneut vor der Frage, ob ich Videospiele in den Sommerurlaub mitnehmen soll. In den vergangenen Jahren hat sich bei mir eine Tendenz zur gezielten Spielpause eingeschlichen und eigentlich war ich bis wenige Stunden vor der Fahrt zum Flughafen auch fest entschlossen, die Gadgets zuhause zu lassen. Internetverzicht gehört schon länger zur routinemäßigen Burnout-Vorsorge. Doch was ist mit "Hotline Miami" auf der PS Vita und "Super Mario 3D Land" auf dem 3DS? Alles zur Sicherheit mitnehmen, auf die Gefahr, dass man bei Freundin, Strand und Meer umsonst geschleppt hat? Schlussendlich hörte ich auf den weisen Rat des offenherzigen Cafe-Besitzers an der Ecke meines Hauses: "Mach was gscheit's und lies ein Buch."

Ist gut, ist eingepackt

Ihre Empfehlungen?

Der GameStandard-Blog meldet sich urlaubsbedingt daher erst am 17. August wieder zurück. Wenn Sie bis dahin eine spannende Empfehlung für Videospielstunden an verregneten Sommertagen haben, lassen Sie es uns bitte über die Foren wissen. Bis dahin, genießen Sie die Sonne und spielen Sie gut! (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 20.7.2013)

Die Top 5 der Woche

  1. Sind Videospiele für 60 Euro zu kurz oder zu lang? 
  2. Epic-Chef: Spielegrafik in 10 Jahren fotorealistisch, aber ... 
  3. 19-Jähriger arbeitete für Traumjob ein Jahr an "Skyrim"-Modifikation 
  4. "F1 2013" enthüllt: Gerhard Berger fordert Nigel Mansell 
  5. Qualität von "Grand Theft Auto 5" deprimiert "Metal Gear Solid 5"-Schöpfer