Bild nicht mehr verfügbar.

Abgang im "beiderseitigen Einvernehmen": Bretschko sagt wie Styria-Konzerntitel "Wiener" "Ciao a tutti".

APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH

Graz/Wien - Man braucht nur wenige Buchstaben tauschen und hat eine neue Philosophie - jedenfalls eine für die Führung von Österreichs drittgrößtem Medienkonzern mit zuletzt knapp 440 Millionen Euro Umsatz und an die 3000 Beschäftigten. Eine neue alte Philosophie: Nach drei Jahren kehrt die Grazer Styria Media Group wieder zu einer klaren Führungsperson zurück - seit sich Langzeitboss Horst Pirker 2010 mit dem Aufsichtsrat final überwarf.

Donnerstag, zum lange geplanten Termin, machte Vorstandssprecher Wolfgang Bretschko (45) seinen Rückzug offiziell. Im Oktober bekommt die Styria einen neuen Vorstandsvorsitzenden, ließ der Aufsichtsrat verlauten. Den Namen des Neuen wollen die Räte erst am 12. August nennen, aus vertraglichen Gründen, hieß es.

Damit scheidet wohl etwa Michael Tillian aus. Der äußerst ambitionierte Vorarlberger hat es erst vor knapp einem Jahr übernommen, Presse und Wirtschaftsblatt zusammenzuführen und sehr deutlich Kosten zu sparen.

Mit Bretschkos Rückzugstermin 18. Juli 2013 kursierte, der Nachfolger sei ein aus Österreich stammender Medienmann mit Erfahrung in Deutschland.

Besetzungsschema

Viele übliche Verdächtige winken ab oder scheiden aus wie die Berater Hans Mahr, der nach RTL wieder für die Krone arbeitet, Michael Grabner ("Kurier"-Vertreter im Mediaprint-Aufsichtsgremium) oder Hans Gasser, erst 2012 gegangener Wirtschaftsblatt-Manager, oder auch Michael Geringer (Magazinmanager in der Funke-Gruppe). Als wenig wahrscheinlich gilt Clemens Riedl, der schon StudiVZ managte. Gefragt wurden offenbar auch Veit Dengler, der doch lieber den Konzern um die "Neue Zürcher Zeitung" führt, und der frühere Styria-Manager Peter Umundum, der wohl als Vorstand der österreichischen Post AG bessere Bedingungen vorfindet.

Ins kolportierte Besetzungsschema der Styria-Räte (jedenfalls jener, die sich durchsetzten) würde etwa David Brandstätter passen, Geschäftsführer der Würzburger Mediengruppe um die Main-Post. Aber zum Beispiel auch Martin Korosec entspräche dem Schema; der Österreicher leitet den Verlag des deutschen Medienfachzeitschriftenriesen "w&v", Teil des Süddeutschen Verlags.

Bretschkos Ressorts teilen sich bis Oktober die beiden anderen Vorstände: Klaus Schweighofer nimmt zu Kroatien und Slowenien, "Presse" und "Wirtschaftsblatt" sowie Magazinen wie "Wiener" die Styria-Muskel "Kleine Zeitung" und RMA (Gratiszeitungsverbund mit der Moser Holding) sowie Antenne-Radios; Finanzvorstand Malte von Trotha etwa Digitales.

Eine Begründung für Bretschkos vorzeitigen Abgang (Vetrag bis Ende 2014) blieb aus. Bretschko soll etwa auf ein besonders ambitioniertes Budget 2012 gedrängt haben. Der Konzern verfehlte seine Budgetziele deutlich.

Nach 21 Styria-Jahren, seit 2004 im Vorstand wolle er "zu neuen Ufern aufbrechen", ließ der Konzern verlauten. (fid, DER STANDARD, 19.7.2013)