Wenige Tage vor dem Tod von Pater Max Svoboda (3. v. re.) besuchte der Ordensgeneral Bruno Cadoré (Mitte) Graz.

Foto: Diözese Graz-Seckau

Graz - Auch wenn die katholische Kirche es gewohnt ist, in größeren zeitlichen Dimensionen zu denken: 547 Jahre sind eine lange Zeit. So lange gab es Dominikaner in Graz. Sie werkten als Pfarrer und Kapläne, als Beichtväter, Krankenhausseelsorger am Landeskrankenhaus, als Seelsorger für Studenten, als Kantoren und Organisten.

Das ist nun vorbei. Denn der Konvent wird aufgelassen, die Ordensmänner feiern am 4. August in der Grazer Münzgrabenpfarre offiziell "und schweren Herzens", wie man seitens der Diözese Graz-Seckau betont, ihren Abschied von der Stadt.

Tödlicher Autounfall

Bis zum plötzlichen Tod von Pater Max Svoboda, der auch Pfarrer der Münzgraben-Pfarre und der Pfarre Graz-St.Josef war und als sehr weltoffen und populär galt, lebten noch fünf Ordensbrüder in der Münzgrabenstraße. Doch Svoboda verunglückte im Februar 2012 auf der Rückfahrt nach Graz, von einem internationalen Dominikanertreffen in Wien kommend, tödlich. Sein plötzlicher Tod im Alter von 53 löste die schrittweise Auflösung der Ordensgemeinschaft aus, die eigentlich schon im Vorjahr begann. Damals übernahm auch schon ein Pfarrer der Diözese die Aufgaben Svobodas in den beiden vakant gewordenen Pfarren.

Leicht fällt der Schritt nach über 500 Jahren dem Orden nicht. "Durch den Nachwuchsmangel im europäischen Raum kann der Orden nicht jede einzelne Niederlassung aufrechterhalten", bedauert der Provinzial der Dominikaner in Süddeutschland und Österreich, Christophe Holzer, in einer Aussendung.

Admont übernimmt Liegenschaft

Von den vier letzten Ordensbrüdern wird einer in Graz - bei den Barmherzigen Brüdern - bleiben. Der bisherige Kaplan Christian Suresh geht in die Schweiz. Die frei werdende Liegenschaft übernimmt das Benediktinerstift Admont, das auch ein Studentenheim in der Münzgrabenstraße betreibt.

In seiner langen Zeit in Graz hatte der Predigerorden seine Zelte zuerst anderswo aufgeschlagen. 1466 in der Kirche und dem Kloster zum Heiligen Blut, wo heute die Stadtpfarrkirche in der Herrengasse steht. Im 16. Jahrhundert siedelten die Patres auf das andere Murufer, wo die - heute durch engagierte Integrationsarbeit bekannte - St.-Andrä-Kirche entstand. Nach ihrer Enteignung durch den Kaiser 1807 fanden die Dominikaner schließlich ein Zuhause in der Münzgrabenpfarre, wo sie bis zuletzt blieben.

Kaplan in der Hochschulseelsorge

Der derzeit wohl bekannteste Dominikaner Österreichs, der eine Zeit lang in der Grazer Ordensgemeinschaft lebte, ist Kardinal Christoph Schönborn. Er war von von 1973 bis 1975 Kaplan in der Hochschulseelsorge in Graz, wie Herbert Beiglböck, Wirtschaftsdirektor der Diözese Graz-Seckau, dem STANDARD erzählt.

Schönborns damaliger "Chef" in der Studentenseelsorge ist heute auch kein Unbekannter mehr: Es war Egon Kapellari, Bischof der Diözese Graz-Seckau. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 19.7.2013)