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Das Vorhaben, Licht in die Steuerangelegenheiten von Prinz Charles zu bringen, ist nun gescheitert. Charles kommen Gesetze aus dem 14. Jahrhundert steuermäßig zugute.

Foto: Reuters/Macdiarmid

Der Rechnungsprüfungsausschuss des Unterhauses ist mit seinem Vorhaben gescheitert, Licht in die Steuerangelegenheiten des britischen Thronfolgers Charles zu bringen. Da es sich beim Herzogtum von Cornwall, einem milliardenschweren Immobilienimperium im Südwesten der Insel, um Privatbesitz und nicht um ein Unternehmen handle, sei der Prinz zur Zahlung von Unternehmenssteuer und Kapitalertragssteuer nicht verpflichtet, argumentierte dessen Privatsekretär William Nye.

Im Übrigen würden auch andere Immobilienkonzerne in Großbritannien keine Steuern bezahlen, fügte Finanzvorstand Keith Willis hinzu - eine Feststellung, die die Ausschussvorsitzende Margaret Hodge als "schockierend" bezeichnete.

Geheimnistuerei um Finanzen

Die Finanzen der Königsfamilie sind traditionell von Geheimnistuerei umgeben. Königin Elizabeth und ihr Thronfolger entschlossen sich erst 1993 "freiwillig", in Wirklichkeit aber widerstrebend, zur Zahlung von Einkommensteuer. Bei Privatvermögen wird laut Parlamentsbeschluss jedoch nicht offengelegt, sodass nicht klar wird, auf welcher Grundlage die Steuern bezahlt werden.

Bei der Windsor-Sippe handle es sich um "eine der teuersten, verschwenderischsten und finanziell unverantwortlichsten Institutionen der Welt", wettert die Lobbygruppe Republic, deren Zielsetzung - die Abschaffung der Monarchie - im Namen enthalten ist. 

Holiday Inn auf Basis einer alten Regelung

Deren Buchhaltern zufolge liegen die Gesamtkosten der Dynastie bei jährlich mehr als 200 Millionen Pfund. In Charles' Fall kommt hinzu, dass der rund 130.000 Hektar umfassende Besitz landwirtschaftlicher Nutzfläche und bester kommerzieller Grundstücke ihm nur temporär, als Herzog von Cornwall, gehört. Diese Anomalie wurde im 14. Jahrhundert eingerichtet, um dem ältesten Sohn des Monarchen ein Einkommen zu sichern. Zu den Immobilien gehören ein Holiday-Inn-Hotel in Reading sowie ein gewaltiges Distributionszentrum der Supermarktkette Waitrose.

Der jüngste Jahresbericht des Herzogtums beziffert den Wert auf 875 Millionen Euro. Charles erhielt eine Zahlung von 21,8 Millionen Euro und entrichtete 4,6 Millionen Euro Einkommensteuer (21 Prozent). Der eigentlich gültige Steuersatz liegt bei 45 Prozent. Die Diskrepanz erklären die Hofschranzen damit, dass der Prinz für sich und seine Familie aufkommen muss. Dabei handle es sich um "öffentliche Aufgaben", daher werde keine Steuer fällig.

Die Abgeordneten hatten der Argumentation wenig entgegenzusetzen. Die "mittelalterliche Anomalie", beklagte sich der Labour-Vertreter Austin Mitchell, stelle mittlerweile ein normales Geschäft dar. Dann müssten die Gesetze geändert werden, konterten die Prinzenvertreter. Kates Baby, falls es ein Mädchen ist, darf nach der Regelung von 1337 das Herzogtum von Cornwall jedenfalls nicht erben: Das bleibt dem ältesten Sohn des Monarchen vorbehalten. (Sebastian Borger, DER STANDARD, 19.7.2013)