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In der Krise stürzte auch der US-Versicherungskonzern AIG. Große Assekuranzen müssen künftig strengere Regeln einhalten.

Foto: AP/Lenninhan

Basel/Wien - Neun Versicherer gelten als große Verunsicherer. Der Finanzstabilitätsrat (FSB), eine internationale Aufsichtsbehörde, die bei der Basler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich angesiedelt ist, möchte den größten Versicherungskonzernen wegen ihrer Gefährlichkeit für das gesamte Finanzsystem künftig strengere Regeln vorschreiben. Damit sie im Falle einer künftigen Krise gar nicht erst ins Wanken kommen, müssen sie stärker mit Eigenmitteln ausgestattet sein und strenger kontrolliert werden.

Notfallpläne für die reibungslose Abwicklung von den neun Instituten sollen bis 2014 erarbeitet werden. Der europäische Branchenverband Insurance Europe nannte die Maßnahmen "ungeeignet", um mit den Risiken fertigzuwerden, die wirklich von der Branche ausgehen.

Konzerne von der deutschen Allianz bis zur chinesischen Ping An stehen auf der Liste. Die neun Branchengrößen verwalten laut Unternehmensangaben zusammen knapp 6000 Milliarden Euro an Vermögen.

Beinahe-Pleite von AIG

Der FSB zieht mit der Maßnahme gegen die Versicherer eine Konsequenz aus der Beinahe-Pleite des Branchenriesen AIG 2008. Die USA hatten mit Milliardenhilfen AIG retten müssen, weil sich das Unternehmen mit der Absicherung fauler Hypothekenpapiere verspekuliert hatte. Mittlerweile ist der Versicherungskonzern nach Teilverkäufen abgespeckt, doch mit 63.000 Mitarbeitern und mehr als 65 Milliarden Dollar (50 Mrd. Euro) Umsatz steht AIG auf der FSB-Liste systemrelevanter Assekuranzen.

Künftig sollen sich die Konzerne - wie die großen Banken auch - nicht mehr sicher sein können, dass sie in einer prekären Situation vom Staat aufgefangen werden. Das Versicherungsgeschäft selbst berge keine Ansteckungsrisiken, bestätigten zwar am Freitag die Aufseher. Die Unternehmen sind dank der Prämieneinnahmen nicht auf die Refinanzierung am Kapitalmarkt angewiesen.

Ungemach droht den Versicherern allerdings wegen des Niedrigzinsumfeldes. Für viele Institutionen wird es immer schwieriger, Renditen zu verdienen, weil die Zinsen auf sichere Staatsanleihen sehr niedrig liegen. Zuletzt hat etwa die deutsche Finanzaufsicht Bafin von den Konzernen dickere Risikopolster gefordert, weil die Renditen am Kapitalmarkt stärker zurückgehen als die versprochenen Garantiezinsen. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 20.7.2013)