Nokia hat mit dem Lumia 920 bereits gezeigt, dass das Unternehmen viel Wert auf Kameratechnik legt. Das Windows-Phone-Gerät mit einem 4,5-Zoll-Display hatte aber von Anfang an Schwierigkeiten, sich am Markt durchzusetzen. Kritisiert wurden in Tests und Hand-Ons vor allem das Gewicht und das dicke Gehäuse des Smartphones. Mit einem 1,5 GHz Dualcore-Prozessor und einer Adreno 225 GPU lag das Handy bei seiner Erscheinung performancetechnisch im guten Durchschnitt. Nokias eigene PureView-Technologie sollte aber ohnehin von Anfang an das Kaufkriterium Nummer eins sein.

Wenig Änderungen im Inneren

Das finnische Unternehmen hat es in einer Neuauflage aufgerüstet, Prozessor und Grafik gleich gelassen und vor allem die kritisierten Design- und Hardware-Änderungen durchgeführt. Das Nachfolgermodell des Lumia 920 wurde aber vor allem in einer Hinsicht verbessert: Die Kamera hat sich weiterentwickelt und wurde um einiges flacher. Das Gerät wirkt dadurch im Gesamten schlanker und ist auch leichter. Neben einem verbesserten Display – AMOLED statt IPS LCD – hat das Gerät auch einen Dual LED Blitz erhalten und ist zudem auch mit Handschuhen bedienbar.

Schlechte Lichtverhältnisse

Vor allem stellt Nokia nun neue Apps zur Verfügung, die die Bedienung der Kamera nicht nur erleichtern, sondern vor allem besser machen sollen. In einem kleinen Test haben wir uns angesehen, wie Bilder – teilweise im Vergleich zum iPhone 4S – werden. Das Lumia 925 soll laut Nokia nämlich besonders gute Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen erlauben.

Action Shots und Objekt-Entfernung

Neben den Nachtaufnahmen hat Nokia eine neue App auf das Gerät gebracht: Die Nokia Smart Camera soll es einerseits ermöglichen, aus mehreren schnell hintereinander geschossenen Fotos das Beste zu wählen und andererseits, durch die zahlreichen aufeinanderfolgenden Bilder einen Action Shot zu produzieren. Weiters gibt es die Möglichkeit, Objekte aus einem Bild zu entfernen, was besonders gut bei Aufnahmen ist, in denen Menschen durchs Bild laufen.

Viele Einstellungsmöglichkeiten

Neben den Smart Cam Features ist die normale Kameraanwendung auf dem Nokia-Gerät eine willkommene Abwechslung zu den meist im Default-Modus nicht sonderlich ausführlichen Kamera-Apps anderer Anbieter. So findet man zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, was vor allem aufgrund der ISO-Einstellungen bei schlechten Lichtverhältnissen sehr nützlich sind. Die üblichen Filter, die man ohnehin schon fast überall findet, sind dabei nur ein Auszug aus den Editier-Funktionen. So kann man gleich Collagen erstellen, Schärfe, Helligkeit und Farbausgleich bearbeiten. Tilt-Shift-ähnliche Funktionen, wie das Fokussieren von Objekten im Bild gehören auch zu den Features im Editor.

Etwas unfair war der Test, da als Referenzkamera das iPhone 4S diente, das mittlerweile fast zwei Jahre alt ist. Allerdings lässt sich dennoch gut darstellen, dass Nokia bei seinen Smartphone-Kameras auf vieles Wert legt, das bei anderen Herstellern stiefmütterlich behandelt wird.

Der Action Shot

Dieser Aufnahmemodus in der Smart Cam App erlaubt Aufnahmen von bewegenden Objekten, die anschließend in einem Bild zusammengefasst werden. Besonders Sportaufnahmen von Skateboardern, Radfahrern oder anderen Stunts können mit dieser App gut bewerkstelligt werden. Dabei kann man sich aussuchen, ob das Objekt eher im Vordergrund ist oder leicht abgeschwächt zu sehen ist. Nachdem die Smart Cam mehrere Fotos hintereinander macht, können anschließend die Sequenzen manuell ausgewählt werden, um das optimale Ergebnis zu bekommen.

In diesem Bild wurde etwa jedes zweite Bild gewählt
Foto: derStandard.at/Wisniewska
Foto: derStandard.at/Wisniewska

Bewegen sich Objekte auf Bildern sehr schnell (wie im Beispiel mit der Bewässerungsanlage), ist ein gutes Ergebnis relativ schwierig zu bewerkstelligen.

In diesem Bild wurden mehrere Passanten beim Vorbeigehen fotografiert
Foto: derStandard.at/Wisniewska

Aufnahmen bei Licht

Bei guten Lichtverhältnissen verhält es sich so: Das Lumia 925 kann auch Nahaufnahmen sehr gut rüberbringen, auch wenn diese mit Blitz gemacht wurden. Im Vergleichsfoto unten ist zu sehen, dass der weiße Tisch im Hintergrund beim Lumia 925 trotz Blitz zu erkennen ist, das iPhone hingegen lässt den Tisch verschwinden und wirkt allgemein etwas überbelichtet. Ohne Blitz wirken die Farben mit dem iPhone aber ziemlich unecht, weshalb die Bilder des Lumia viel mehr dem tatsächlichen Objekt entsprechen.

Foto: derStandard.at/Wisniewska

Nachtaufnahmen

Zunächst sei gesagt, dass das Lumia 925 bessere Einstellungsmöglichkeiten hat, die ISO-Einstellung ist bis 3200 möglich. Um den Test fair zu halten, wurde ein Foto erstellt, das das Lumia den richtigen Wert automatisch wählen ließ. Hier wirken die Lumia-Fotos sehr körnig, es wurde mit einem ISO-Wert von 3200 gearbeitet, das iPhone hat lediglich 800 gewählt. Dieser ISO-Wert führt aber dazu, dass das Bild verschwommen wird, wenn man nicht gerade ein Stativ zur Hand hat. Es empfiehlt sich generell, das Lumia nicht im Automatik-Modus zu bedienen, da es so zu besseren Bildern kommt.

Das Lumia 925 hat hier automatisch einen sehr hohen ISO-Wert gewählt
Foto: derStandard.at/Wisniewska
Das iPhone kam zwar mit weniger ISO aus, dafür ist es etwas unscharf
Foto: derStandard.at/Wisniewska

Bei noch dunkleren Lichtverhältnissen bewährt sich das Lumia allerdings nicht viel besser, wie die Fotos einer – manchmal schwer erkennbaren – Katze beweisen:

Automatische ISO 800, bei sehr schlechten Lichtverhältnissen, aufgenommen mit dem iPhone
Foto: derStandard.at/Wisniewska
Lumia 925, sehr schlechte Lichtverhältnisse, ISO 3200, Blitzautomatik
Foto: derStandard.at/Wisniewska

Panorama

Die Panorama-Funktion ist Teil der Apps und funktioniert ähnlich wie bei anderen Herstellern: Ein Foto wird gemacht, ein Punkt im Bild gesetzt, der beim nächsten Bild anvisiert werden muss. Die Qualität ist sehr gut, die Berechnung des Bildes dauert einige Sekunden (länger jedenfalls als beim iPhone). Hier die beiden Bilder im Vergleich:

Ein Panorama, erstellt mit dem Nokia Lumia 925
Foto: derStandard.at/Wisniewska
Ein Panorama, erstellt mit dem iPhone 4S
Foto: derStandard.at/Wisniewska

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Panoramafunktion nicht herausragend ist, die Farben aber etwas satter rüberkommen. Nokia nimmt die User hier an der Hand und leitet sie durch das Erstellen der Fotos, was aber mit dieser Methode etwas langsamer geschieht als bei iPhone (oder vergleichbaren Android-Geräten).

Fazit

Das Lumia 925 ist ein gutes Smartphone für Fotografie-Fans, vermutlich mit der aktuell besten Kamera am Markt (wenn es um Einstellungsmöglichkeiten, ISO, Belichtung, Weißabgleich, Farbechtheit geht). Nokias Smart Cam Apps, Filter und Action Shots erlauben es dem User, Fotos in sehr guter Qualität zu machen. Bemerkenswert ist, dass Nokia es geschafft hat, die Farbechtheit über die Kamera zu transportieren. Sie entspricht in den meisten Fällen dem, was man sich von einer guten Kamera erwartet. Der Automatik-Modus hingegen ist selten zu empfehlen. Wer sich etwas mit Fotografie beschäftigt, wird schnell bemerken, dass das Lumia 925 manchmal absurd hohe ISO-Werte wählt, unter denen zwar die Schärfe nicht zu leiden hat, das Bild aber sehr verrauscht wirkt. Dennoch gibt es kaum Smartphones, die bei solchen Lichtverhältnissen überhaupt noch brauchbare Bilder zustande bringen. Wer also viel unterwegs ist und nicht immer eine große Kamera mitnehmen möchte, wird sich mit dem Lumia 925 gut anfreunden können – auf jeden Fall besser als mit anderen Smartphones. (Iwona Wisniewska, derStandard.at, 26.7.2013)