Hamburg/Berlin - Es ist nicht nur für Deutschland, sondern auch für Europa eine Premiere: Zum ersten Mal wird dem kompletten ehemaligen Vorstand einer Bank wegen dubioser Geschäfte während der Finanzkrise der Prozess gemacht. Vor dem Landgericht Hamburg müssen sich seit Mittwoch sechs Ex-Vorstände der HSH Nordbank wegen des Vorwurfs der schweren Untreue verantworten.

Es geht um ein komplexes Wertpapiergeschäft namens Omega 55. Bis 2007 war die gemeinsame Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein vor allem als Schiffsfinanzierer bekannt. 2008 jedoch sollte die Bank vor dem geplanten Börsengang (der dann nie stattfand) aufgehübscht werden.

Die Bank lagerte Immobilienkredite im Volumen von zwei Milliarden Euro in die Zweckgesellschaft Omega 55 aus und versicherte sie bei der französischen Bank BNP Paribas gegen Ausfall, um die eigene Bilanz zu entlasten. Im Gegenzug übernahm sie Risiken eines Wertpapierportfolios von BNP. Darin enthalten waren isländische Anleihen und Zertifikate der US-Bank Lehman.

Schlussendlich blieb die HSH Nordbank auf einem Verlust von 158 Millionen Euro sitzen, die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein mussten das Institut mit Steuergeldern vor der Pleite bewahren. Die Staatsanwaltschaft wirft Ex-Chef Dirk Nonnenmacher und fünf weiteren Vorständen vor, leichtsinnig die hohen Verluste verursacht und somit ihre Pflicht verletzt zu haben. (bau, DER STANDARD, 25.7.2013)