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"Hepatitis B und C sind stille Killer", sagt Markus Peck-Radosavljevic, Generalsekretär der Europäischen Lebergesellschaft und Arzt für Innere Medizin an der MedUni Wien.

Foto: BSIP/Corbis

Weltweit ist jeder zwölfte Mensch von chronischer Virushepatitis B oder C betroffen, in Österreich sind es Schätzungen zufolge mindestens 200.000 Patienten. Jeden Tag erfolgen zahlreiche Neuinfektionen, denn viele Menschen tragen die Infektion in sich, ohne darüber Bescheid zu wissen. Anlässich des bevorstehenden Welt-Hepatitis-Tags am Sonntag (28. Juli) fordert die Vorsitzende der Hepatitis Hilfe Österreich (HHÖ), Angelika Widhalm, eine Präventions- und Bewusstseinsbildungsoffensive sowie freiwillige Hepatitis-Screenings für die österreichische Bevölkerung.

Mehr Aufklärung nötig

"Noch liegt Österreich im Hepatitis-Care-Index nur auf Platz 15", sagt Angelika Widhalm. Der Index vergleicht die Erkennung, Prävention und Behandlung von Hepatitis in 30 europäischen Staaten. Auch nationale Strategiepläne würde es in Österreich keine geben, so die HHÖ-Vorsitzende.

Deshalb müsse man die Erkrankung nicht nur verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken, sondern auch in der Gesundheitspolitik einen größeren Fokus auf chronische Lebererkrankungen legen. Widhalm ruft die Bevölkerung auf, sich freiwillig testen zu lassen, und fordert verstärkte Aufklärungsarbeit über die Impfungen.

Stille Killer

"Hepatitis B und C sind stille Killer", sagt Markus Peck-Radosavljevic, Generalsekretär der Europäischen Lebergesellschaft und Arzt für Innere Medizin an der MedUni Wien. Die Erkrankung bleibe oft unbemerkt und selbst bei einer Diagnose häufig unbehandelt.

Die Folgen sind eine chronische Virushepatitis, die sich in vielen Fällen zu einer Leberzirrhose und Leberkrebs entwickelt. "Komplikationen treten häufig erst im Stadium der Leberzirrhose auf", so der Experte. Tatsächlich sind Hepatitis B und C bereits die zweithäufigste Ursache für Leberzirrhose in Europa, Leberkrebs steht an Stelle fünf der Krebsmortalität.

Auch psychische Belastung

Aber nicht nur körperlich belastet eine Hepatitis-Infektion, Patienten würden vor allem auch unter großer Stigmatisierung, Ängsten und Depressionen leiden, schildert Gabriele Moser vom AKH Wien. "Wissen Patienten nicht von ihrer Infektion, ist ihre Lebensqualität kaum beeinträchtigt. Erst nach der Diagnose sinkt diese beträchtlich", so Moser.

Auch die Standardtherapie mit Interferon könne zum Auftreten von Depressionen beitragen, 60 Prozent der Patienten mit Hepatitis C leiden auch an Depressionen. "Es fehlt an Aufklärung und Bewusstseinsbildung. Patienten müssen eine integrierte Betreuung erhalten", sagt die Psychosomatikerin. Auch das Umfeld des Patienten müsse aufgeklärt werden - so sei bei der Hepatitis C die sexuelle Übertragbarkeit mit einem Ansteckungsrisiko von eins zu 190.000  praktisch nicht vorhanden.

Letztes Mittel: Lebertransplantation

Je früher Hepatitis erkannt wird, desto besser lässt sich die Erkrankung behandeln. Wird die Infektion jedoch zu spät diagnostiziert oder behandelt, hilft in vielen Fällen nur noch eine Lebertransplantation. Derzeit werden etwa 130 Transplantationen pro Jahr in Österreich durchgeführt, die Wartezeit für ein Spenderorgan beträgt ein halbes bis ein dreiviertel Jahr.

"20 Prozent der Patienten auf der Warteliste sterben", berichtet Silvia Wogowitsch, Obfrau des Vereins der Lebertransplantierten Österreichs. Das führt sie allerdings nicht auf fehlende Spenderorgane, sondern auf die zu geringe Anzahl an Transplantationsspezialisten zurück und fordert eine Aufstockung. Stefan Dorner vom Wiener Krankenanstaltenverbund verwies dagegen auf die Arbeit an der besseren Koordination der vorhandenen Organe. Derzeit arbeite man vor allem daran, mehr Organe verfügbar zu machen.

"Deshalb wurde auch die Anzahl der Transplantationskoordinatoren aufgestockt", erklärte Dorner. Denn es fehle - trotz in Österreich geltender Widerspruchslösung - weniger an Ärzten als an passenden Spenderorganen und der richtigen Koordination. (APA/red, derStandard.at, 25.7.2013)