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Rolf Schwendter 1939-2013.

Foto: APA/HEIDE

Also, lieber Freund, nun wirst Du keine mehr Trommel schlagen. Nun bist du angekommen im ewigen Schweigen, von wo Du unser Tun mit Deinem visionären Schauen weiterhin begleiten wirst. Leb' wohl, mein Freund und Dichter, leb' wohl!

Erst, wenn er durch die Halle geschlurft kommt, erst, wenn er die Plastiktasche niedergestellt hat und ein Glas Wasser getrunken hat, verschnauft, geduldig auf der Bank sitzend, um sich schaut, lächelnd grüßt, die umstehenden betrachtet, wieder in die Tasche greift, suchend, nach Zetteln greifend, die Hand herauszieht, mit einem Packen Zettel, A5, dicht beschrieben, es sind genau 160 Seiten, gedruckt, hinzufügt, sich umsetzt, sich verrückt und hin und her, auf dem Sessel, auf der Bank, den Körper bewegt und dort fortfährt mit dem Reden, wo wir es vor einem Jahr unterbrochen hatten, (...) dann hat die Messe in Frankfurt erst wirklich begonnen.

Lieder zur Kindertrommel schlagend, das Stadthaus, das Haus des Verlegers Kleinmayer in Klagenfurt erweckend, (wo kaum jemandem bewusst war, dass es das Haus der einstigen Verlegerdynastie des Alpen-Adriatischen Raumes ist, die - entstanden aus der Gegenreformation - fast 400 Jahre slowenische und deutschsprachige Bücher druckte, bis im Jahre 1969 dann der Pleitegeier an ihrem Totenbett stand) also, dass hier, zu Kindertrommel, ohne jenem Mark und Bein durchdringenden Kreischens, während der Woche der Begegnung, als es dieses Begegnen noch gab, die deutschsprachigen Tage der Literatur an der Grenze zum slowenisch-slawischen, geboren wurden.

Jahre schon zuvor werden jene Seismographen der Umbrüche in die Schublade gelegt, aus der die Schreie nach Veränderung sich auf den Weg zu machen mühten, sich immer wieder dorthin zurückverkriechen sollten, wohl mussten, mangels Interesse, von den Zeitgeistern jedoch nicht gezüchtigt, (...), geschüttelt zwar, doch die in ihnen verborgene Sentimentalität, das Politische in ihnen, das Nonkonformistische von ihnen, nicht verloren zu haben, mehr noch, durch die Jahre gereift, geschärft und von fortwirkender Aktualität geprägt, ist der nach vier Jahrzehnten des Entstehens veröffentlichte Blues auf dem Weg zum Wahnsinn. Hunger gibt es. / Denn wo es keine Liebe gibt, da gibt´s Hunger./ und Jeder Mensch hungert in eigener Sprache schreibst Du im 199. Chorus. Drum hab' ich auch, im brecht'schen Sinn, von Dir, die ungarische Arme-Leute-Küche abverlangt. Den Müttern ein Denkmal setzend. (Lojze Wieser, Album, DER STANDARD, 27./28.7.2013)