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Die Fälle in den USA zeigen: Durch mangelnde Hygienebedingungen während Produktion, Transport oder Verkauf von Lebensmitteln kann es zur Kontamination mit Hepatitis A-Viren kommen.
Wien - So "keimfrei" sich die Gesellschaft in den USA oft gibt, manche Viren schlagen allen Gegenmaßnahmen ein Schnippchen. Derzeit häufen sich nämlich die Hepatitis A-Erkrankungen in mehreren US-Bundesstaaten. Ein Großteil der Betroffenen hat sich durch den Genuss von Fruchtdrinks - sogenannten "Smoothies" - mit dem Hepatitis A Virus (HAV) angesteckt, lautet die Expertise von Lukas Weseslindtner und Heidemarie Holzmann vom Department für Virologie der MedUni Wien in der "Virusepidemiologischen Information".
"Das HAV ist ein nicht-umhülltes, kleines RNA-Virus aus der Familie der Picornaviridae, das mit den Rhino- und Enteroviren verwandt ist", so die Wissenschaftler. Durch Genanalysen könne man sechs Typen unterscheiden (I, II und III mit den jeweiligen Untertypen A und B). In Westeuropa und den USA kommt der Genotyp IA am häufigsten vor.
HAV hat durch seine Struktur eine extrem hohe Resistenz gegen Umwelteinflüsse wie Hitze oder Kälte. Da Hepatitis A-Infizierte das Virus in sehr großen Mengen im Stuhl ausscheiden, das Maximum der Ausscheidung aber in der zweiten Hälfte der Inkubationszeit - also vor Beginn der Symptomatik (Fieber,Übelkeit, Bauchschmerzen, Gelbsucht) - liegt, ist nachvollziehbar, warum es besonders durch mangelnde Hygienebedingungen während Produktion, Transport oder Verkauf von Lebensmitteln zur Kontamination kommen kann. Selbst durch das Einfrieren werden nicht nur die Nahrungsmittel, sondern auch die Viren konserviert.
Produkte vom Markt genommen
Zur HAV-Übertragung kommt es in der Regel durch den Konsum von fäkal-kontaminierten Lebensmitteln und Wasser, wobei auch Muscheln oder Schalentiere als relativ häufige Infektionsquelle identifiziert wurden. Sogar durch den Genuss von Obst, Obstsäften und Gemüse kann es zu einer Hepatitis A-Infektion kommen: "Auch bei Ausbrüchen, die sich zwischen Oktober 2012 und April 2013 in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden ereigneten, war der Genuss von eingefrorenen Erdbeeren offenbar die Infektionsursache", erklären die Virologen. Wodurch es zur Kontamination der Beeren gekommen war, konnte allerdings nicht genau geklärt werden.
Bei dem aktuellen Ausbruch in den USA sind bereits 122 Menschen aus acht Bundesstaaten mit HAV infiziert worden. Etwa die Hälfte der Erkrankten musste stationär im Krankenhaus aufgenommen werden. Als Infektionsquelle konnte ein von einem Hersteller produzierter und in mehreren Bundesstaaten vertriebener Mix eingefrorener Früchte identifiziert werden, der offensichtlich HAV enthielt und unter anderem zur Herstellung von "Smoothies" verwendet wurde. Die kontaminierten Produkte wurden inzwischen vom Markt genommen. (APA/red, derStandard.at, 26.7.2013)