Mutterschaft und Frauengesundheit sind in der "Kronen Zeitung" die vorrangigen frauenspezifischen Themen.

Foto: Matthias Cremer
Foto: Media Affairs
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Wie berichtet das reichweitenstärkste Medium über Frauen? Dieser Frage ging die Agentur Media Affairs in einer Untersuchung der frauenspezifischen Themen in der "Kronen Zeitung" nach.

Im Vorjahr hat Media Affairs erstmals eine Untersuchung über Quantität und Qualität der Berichterstattung über Frauenpolitik in den relevanten österreichischen Printmedien durchgeführt (Medienanalyse: Kinderbetreuung ist das häufigste Frauenthema). Dabei wurde untersucht, welche frauenpolitischen Inhalte von welchen Medien aufgegriffen oder auch wieder fallengelassen wurden. 

Dass die nun präsentierten Ergebnisse vor allem auf die Berichterstattung über "Frauenthemen" in der "Kronen Zeitung" fokussieren, hat nicht nur mit ihrer Reichweite zu tun. "Die Ergebnisse waren einfach besonders markant", begründet Projektleiterin Maria Pernegger die diesjährige Konzentration auf die "Kronen Zeitung" gegenüber dieStandard.at. 

Die Analyse zeigt, dass Qualitätszeitungen eine breitere Palette für frauenspezifische Themen vorlegen, die "Kronen Zeitung" greift hingegen vorwiegend zwei Themen auf: "Frauengesundheit" und "Mutterschaft".

Krebs, Blasenschwäche und Übergewicht

Wegen der vorsorglichen Entfernung von Brustgewebe, die Superstar Angelina Jolie Mitte Mai öffentlich machte, verzeichnen im Mai und Juni dieses Jahres allerdings alle analysierten Medien eine höhere Dichte an Frauengesundheitsberichterstattung. Doch mit einem Anteil von 10.000 Wörtern und somit zwei Drittel hat die "Kronen Zeitung" die meisten Artikel über möglichen Krebs in den Eierstöcken oder im Brustgewebe, allgemeine gesundheitliche Gefährdungen bis hin zur Blasenschwäche vorgelegt. Auch Übergewicht bei Frauen wird laut Analyse häufig thematisiert.

Nach dieser Fokussierung auf den Frauenkörper ist "Mutterschaft/Schwangerschaft/Rolle der Mütter" das zweithäufigste "Frauenthema" in der "Kronen Zeitung". Laut Media Affairs ergänzt sich dieser Schwerpunkt auch mit dem von der "Kronen Zeitung" transportierten Frauenbild. So sei in einer Gesundheitsbeilage etwa davon die Rede, dass "sie" in der Familie alles managen würde, oder dass man mit gesunder Ernährung "ihr" Interesse eher als das "der Herren" wecken könne.

Keine klassische Frauenpolitik

Im Vergleich zu anderen Medien berichtete die "Kronen Zeitung" in dem Beobachtungszeitraum nur in einem äußerst geringen Maße über klassische frauenpolitische Themen wie Frauenpensionen, Gehaltsschere, Strafrecht bei sexueller Belästigung und Gewalt oder Quotenregelungen. Statt Information über Frauenpolitik zu bieten, würde die "Kronen Zeitung" eher als Ratgeberin fungieren, lautet ein Resümee von Media Affairs.

"Wir werden die Berichterstattung über Frauenpolitik bis zu den Nationalratswahlen weiter beobachten", kündigt Pernegger an. Bisher sei allerdings - von den Frauenpensionen abgesehen - die Präsenz von Frauenpolitik noch schwach. Pernegger: "Die Politik setzt derzeit andere Prioritäten und von Medienseite besteht womöglich zu wenig Bereitschaft, frauenpolitischen Aktivitäten entsprechend Raum zu widmen."

Die auch in diesem Jahr durchgeführte Analyse der zehn wichtigsten frauenspezifischen Themen in den Zeitungen "Österreich", "Kronen Zeitung", "Kurier", "Die Presse" und DER STANDARD ergab eine völlig unterschiedliche Gewichtung der Inhalte. So kommt Sexarbeit ausschließlich in den Qualitätsmedien DER STANDARD und "Die Presse" vor. Auch gesellschaftliche Gleichstellung beschränkt sich auf die Berichterstattung dieser beiden Tageszeitungen und den "Kurier". Bei Berichten über Frauen am Arbeitsmarkt, Frauen in Bildung und Wissenschaft sowie Quotenregelungen berichtet vorwiegend DER STANDARD. Mit Feminismus beschäftigt sich zu über 90 Prozent "Die Presse", die laut Analyse auch die größte thematische Vielfalt in der frauenaffinen Berichterstattung liefert. (beaha, dieStandard.at, 31.7.2013)