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Sie liefert Öl, sie wächst dort, wo keine Nahrungspflanzen gedeihen, und möglicherweise könnte sie auch mithelfen, den Klimawandel ein wenig abzubremsen.

Foto: REUTERS/Prashanth Vishwanathan

Stuttgart - Es klingt wie ein alter Traum aus dem 20. Jahrhundert: Die Wüste begrünen. Bei "Carbon Farming" geht es aber nicht um die Gewinnung von fruchtbarem Land, sondern um die Speicherung von atmosphärischem Kohlendioxid für den Klimaschutz.

Die Universität Hohenheim in Stuttgart präsentierte dazu nun eine Machbarkeitsstudie. Darin gelangen die Forscher zu dem Schluss, dass solche Biomasse-Plantagen umweltfreundlich, wirtschaftlich und technisch machbar wären. Vor allem aber würden sie den gewünschten Effekt bringen: Durch die Bepflanzung karger Böden könnten jährlich pro Hektar bis zu 25 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid gebunden werden.

Die Wissenschafter untersuchten für die Studie den Anbau eines widerstandsfähigen Strauchs aus der Familie der Wolfsmilchgewächse, die Purgiernuss (Jatropha curcas). Die Sträucher der Purgiernuss, die unter günstigen Bedingungen bis zu acht Meter hoch werden können, wachsen auch auf kargen, trockenen Böden, die für die Nahrungsmittelproduktion nicht genutzt werden können. Auch diese extrem genügsame Pflanze wäre aber auf künstliche Bewässerung angewiesen. Die Forscher schlagen daher Küstenregionen für den Anbau vor, da sich dort entsalztes Meerwasser nutzen ließe.

Plantagen beeinflussen das Wetter

"Unsere Methode greift die Ursache des Klimawandels an der Wurzel: Die Erde erwärmt sich, weil der Mensch zu große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid in die Atmosphäre entlässt", erläuterte der Agrarwissenschafter Klaus Becker. Mit diesem Ansatz werde Kohlendioxid aus der Atmosphäre herausgezogen. "Dabei orientieren wir uns am Vorbild der Natur", fügte der Hohenheimer Forscher Volker Wulfmeyer hinzu. "Denn natürliche Prozesse sind technischen Maßnahmen meist überlegen - vorausgesetzt, dass wir sie verstehen und nachhaltig einsetzen."

Die Studie wurde im Journal "Earth System Dynamics" veröffentlicht, einer Fachzeitschrift der European Geoscienes Union (EGU). "Computer-Simulationen zeigen uns, dass Jatropha-Plantagen das regionale Klima positiv beeinflussen können", erklärte Wulfmeyer. Man kann auch schon auf Erfahrungen aus der Praxis verweisen, denn die Purgiernuss wird wegen ihres für die Biodiesel-Produktion geeigneten Öls schon heute kultiviert. Wulfmeyer: "Auch bei den bereits bestehenden Plantagen beobachten wir, dass sie zur Wolkenbildung beitragen und den Niederschlag vor Ort erhöhen können - so dass sich der Bewässerungsbedarf reduzieren würde." (APA/red, derStandard.at, 3. 8. 2013)