"Vor zehn oder 15 Jahren hat kaum jemand gewusst, was 'Weißer Hautkrebs' ist. Aber jeder hat das Melanom gekannt. Dabei gibt es die Diagnose schon ewig", sagt Hubert Pehamberger, Leiter der Universitäts-Hautklinik der MedUni Wien. Der Grund: Seit kurzem steht in Europa erstmals eine medikamentöse Therapie für die schwersten Fälle von Basalzellkarzinomen zur Verfügung.

Zwei Tumorarten

Beim 'Weißen Hautkrebs'  handelt es sich um zwei Tumorarten: Das Plattenepithelkarzinom mit rund 20 Prozent der Fälle und das Basalzellkarzinom mit 75 Prozent der Fälle. Das Lebenszeitrisiko, ein Basalzellkarzinom zu entwickeln, beträgt rund 30 Prozent. Man rechnet in Österreich mit jährlich 15.000 bis 30.000 Erkrankungen.

Das Basalzellkarzinom entsteht durch das unkontrollierte Wachstum von Zellen aus der Basalzellschicht der Oberhaut (Epidermis). Am häufigsten treten Basalzellkarzinome im Kopf- und Halsbereich und an anderen sonnenexponierten Stellen auf. Das Basalzellkarzinom ist gut behandelbar, wenn es sich auf eine kleine Fläche der Haut beschränkt. Es lässt sich operativ zumeist meist leicht entfernen, weil es nur langsam wächst und sehr selten Metastasen bildet.

Selten tödlich

Basalzellkarzinome zeigen zumeist kaum eine Tendenz zur Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen), können aber - zum Teil bei viel zu später Diagnose - eine den Betroffenen völlig entstellende und bei 0,1 Prozent der Patienten tödliche Erkrankung sein. Weil sie zu 80 Prozent im Kopf- oder Halsbereich auftreten, handelt es sich dann um schwer entstellende Tumorleiden, bei denen auch die Operationsmöglichkeiten eingeschränkt sind.

Bei einer sehr kleinen Patientengruppe (Schätzungen zufolge weniger als ein Prozent ) breitet sich der Tumor weiter aus. Ein fortgeschrittenes Basalzellkarzinom (advanced bzw. aBCC) hat zerstörende und entstellende Folgen und kann auch zum Tod führen. In solchen Stadien fehlte bisher eine medikamentöse Therapie, um die Erkrankung aufzuhalten.

Neuer Wirkstoff

"Entscheidend ist die frühe Diagnose. Der Dermatologie hat die Chance, dass sich der Tumor unter ihren Augen entwickelt. Die rechtzeitige Exzision (chirurgische Entfernung, Anm.) ist die Therapie der Wahl", sagt Pehamberger. In manchen Fällen ist ein chirurgischer Eingriff allerdings nicht mehr möglich, auch gibt es Patienten mit jahrzehntelanger Krankheit, bei denen das Tumorleiden trotz Dutzender Operationen weiter fortschreitet.

Bisher gab es für diese Personen keine wirksame Standardtherapie, das dürfte sich jetzt allerdings geändert haben. Mit dem von einem Schweizer Pharmakonzern entwickelten Wirkstoff Vismodegib wurde vor wenigen Tagen ein oral einzunehmendes neues Medikament gegen das fortgeschrittene Basalzellkarzinom bedingt zugelassen. Groß angelegte Wirksamkeitsstudien laufen noch.

Erste Behandlungserfolge

Das Prinzip: Der Wirkstoff hemmt das Tumor-Wachstumssignal, das von einer Mutation im sogenannten Hedgehog-Gen ausgeht und wichtig in der Embryonalentwicklung, für die Entwicklung der Haarfollikel und eben auch die Tumorgenese ist. Das neue Medikament führt laut den ersten klinischen Studien bei 43 Prozent der Erkrankten mit lokal fortgeschrittenem Basalzellkarzinom zu einem erheblichen Schrumpfen der Geschwulst. Bei Personen mit metastasiertem Basalzellkarzinom war das noch bei rund 30 Prozent der Behandelten der Fall.

Um das eigene Risiko für Weißen Hautkrebs und Hautkrebs im Allgemeinen zu minimieren, empfiehlt sich Schutz vor übermäßiger UV-Bestrahlung: lange Kleidung und Kopfbedeckung, Sonnencreme, Sonnenbrillen und Schattenplätze. Auch Solarien sollten nicht oder nur selten besucht werden. Eine regelmäßige Selbstuntersuchungen ist sinnvoll, verdächtige Hautveränderungen sollten rasch durch den Arzt abgeklärt werden. (APA/red, derStandard.at, 1.8.2013)