Bild nicht mehr verfügbar.

Lisa Zaiser, deren Trainer nachnominiert wurde.

Foto: EPA

Barcelona/Wien - Eines kann man dem österreichischen Schwimmverband (OSV) derzeit nicht vorwerfen - WM-Tourismus seiner Funktionäre. Kritiker meinen sogar, bei den Titelkämpfen in Barcelona sei der Verband nicht ordentlich oder eigentlich gar nicht repräsentiert. Tatsächlich sind sowohl OSV-Präsident Christian Meidlinger und seine Ehefrau als auch Sportkoordinator Moschos Tavlas vor einigen Tagen heimgereist. So wird der Verband, obwohl die Bewerbe voll im Gange sind, in Barcelona derzeit von zwei Trainern und einem Physiotherapeuten vertreten.

Böse Zungen meinen, das würde reichen angesichts der gezeigten Leistungen. Bis dato fiel aus dem vierköpfigen Team nur einer, Jakub Maly, mit einer persönlichen Bestleistung auf, Semifinalläufe lagen außer Reichweite. Am Donnerstag kam Maly als 33. über 200 Meter Brust an, Lisa Zaiser wurde über 200 Meter Brust wegen unerlaubter Delfinbeinschläge nach zwei Wenden disqualifiziert. Andere Zungen meinen, die Aufstellung des Verbands in Barcelona sei ein Armutszeugnis für Österreichs Sport.

Die Trainer nicht dabei

Beide Schwimmerinnen und beide Schwimmer hatten lange gehofft, dass sie der jeweilige Heimtrainer bei der WM betreuen würde. Doch der OSV-Vorstand fasste den "Grundsatzbeschluss", nur einen Trainer, Marco Wolf, zu akkreditieren. Damit wäre allein David Brandl bei der WM von seinem Trainer betreut worden. Die anderen, Maly sowie Zaiser und Caroline Reitshammer, boten an, die Reisekosten für die Betreuer zu übernehmen und auch für zusätzliche Akkreditierungen (je 130 Euro) aufzukommen. Der OSV erklärt, die Kosten seien "nie das Thema gewesen", es gehe "ums Prinzip", und man habe "früher schlechte Erfahrungen mit Heimtrainern gemacht".

Immerhin Zaisers Trainer Ferdinand Kendi wurde kurzfristig nachnominiert, vor allem weil er als Delegationsleiter nun Tavlas ersetzt, der in Wien zu tun hat. "Erst drei Wochen vor der WM hab ich das erfahren", sagt Kendi und bestätigt: "Als Trainer wäre ich ursprünglich nicht hergefahren." Der Verband verweist darauf, dass größere Nationen mit beispielsweise zwölf Aktiven auch nicht zwölf Trainer akkreditieren würden. Im Übrigen habe OSV-Präsident Meidlinger, der fünf Tage lang in Barcelona weilte, sich dafür Urlaub genommen, und "natürlich" sei Meidlinger für die Kosten von Flug, Unterkunft und Akkreditierung seiner Ehefrau aufgekommen. Dass der OSV dieser Tage in Barcelona keinen einzigen Funktionär mehr aufzubieten hat, wird im Verbandsbüro nicht als Problem gesehen. "Wie man es macht, macht man es falsch", heißt es da.

Rücktritt, Austritt

Nachdem ihn Dinko Jukic zum Rücktritt aufgefordert hatte, ist Meidlinger kürzlich der Kragen geplatzt. Er legte Jukic den Austritt aus dem Verband nahe und empfahl Funktionären, die sich von Jukic verleumdet fühlen würden, diesen zu klagen. Indes droht dem Verband weiteres Ungemach. Jukic-Anwalt Thomas Krankl will kommende Woche gegen den OSV-Ausschluss des Jukic-Vereins Austria Wien klagen. Zuletzt hatte ein Gericht den Ausschluss, den der OSV über den Salzburger Landesverband verhängt hatte, in erster Instanz als "absolut nichtig" beurteilt. Der OSV, der einen neuen, ihm genehmen Landesverband eingesetzt hat, beruft zwar, muss sich aber darauf einstellen, es in Salzburg bald mit zwei Landesverbänden zu tun zu haben. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 2.8.2013)