Wien - Der Markt für österreichische Unternehmensanleihen hat sich im Juli wieder etwas erholt. Die Renditen waren zuletzt wieder rückläufig. Zuvor trieb im Juni die Angst vor einem Ende der US-Anleihenkäufe die Zinsen in die Höhe. Die aktuellen Risikoprämien liegen aber noch über den Tiefstständen vom Mai, hieß es von Analysten. Eine weitere wirtschaftliche Erholung könnte die österreichischen Unternehmen dazu verführen, sich ab September am Anleihenmarkt frisches Geld zu borgen.

Anleihen für Dividenden

Europaweit konnten vor allem risikoreiche Unternehmensanleihen von der ruhigeren Entwicklung der letzten Wochen profitieren. Einerseits sind dafür gute Konjunkturdaten verantwortlich, andererseits versuchen immer mehr bonitätsschwache Unternehmen mit relativ niedrigen Ratings ihr Glück mit der Ausgabe von Anleihen. Sie würden dabei auf eine anhaltend hohe Nachfrage seitens der Investoren treffen, seien aber generell starken Schwankungen unterworfen, so Bond-Analyst Alihan Karadagoglu von der Erste Group.

Analyst Jürgen Walter von Raiffeisen Research sieht in bei manchen angeschlagenen Unternehmen in Europa den Trend, sich mit Anleihen auch Geld für großzügige Dividendenzahlungen zu leihen. "Jedoch ist schon abzusehen, dass bei einigen die daraus zukünftig entstehende Zinsbelastung aus dem freien operativen Cashflow wahrscheinlich mittelfristig nicht gedeckt werden kann", warnt der Analyst.

An der Wiener Börse ist zuletzt die Anleihe des deutschen Recycling-Unternehmens Scholz massiv unter Druck geraten. Die 150 Millionen schwere Anleihe stürzte vergangene Woche von rund 100 Euro auf bis zu 76,5 Euro ab. Mittlerweile hat sie sich auf 85,2 Euro etwas erholt. Die Scholz AG reagierte am 26. Juli mit einem Sanierungskonzept. Laut Erste-Group-Analysten war der Gewinn von Scholz im ersten Quartal deutlich zurückgegangen.

"Nach den Geschehnissen rund um die Alpine ist nur kurz Ruhe am heimischen Anleihenmarkt eingekehrt." kommentiert man bei Raiffeisen den Scholz-Kursrutsch. Wie riskant die Scholz-Anleihe, die Anfang 2012 ausgegeben wurde, mittlerweile ist, verdeutlicht auch ein Blick auf die Rendite von 14 Prozent. Der Bond mit Laufzeit bis 2017 hat einen Kupon von 8,5 Prozent und wird neben Wien auch in Frankfurt gehandelt.

Porr-Emission erwartet

Laut Raiffeisen ließ das Scholz-Management offen, ob und wie der kurzfristige Refinanzierungsbedarf gedeckt werden soll. "Angesichts der jüngsten Entwicklungen halten wir eine Hinabstufung des Scholz-Ratings durch Euler Hermes für realististisch", so die Raiffeisen-Analysten. Die Ratingagentur Euler Hermes stufte Scholz bereits im Mai 2013 auf BB- ab. Die Erste Group sieht die Anleihe solange unter Druck, bis Ergebnisse der Verhandlungen mit den Banken bekannt werden.

Raiffeisen Research erwartet darüber hinaus "nach den ruhigeren Sommerwochen" eine lang ankündigte Anleiheemission der Porr. Die Experten gehen davon aus, dass Porr nach den Halbjahreszahlen Ende August einen neuen Schuldschein platzieren wird.

Der Leiterplattenhersteller AT&S konnte mit Zahlen zum ersten Quartal überzeugen. Die Erste Group erwartet in Zukunft aufgrund neuer Investitionen einen Anstieg der Verschuldung. Die AT&S-Anleihe, die noch bis 2016 läuft, notiert derzeit mit einer Rendite von etwa 3,2 Prozent. (APA, 1.8.2013)