
Oh, welch Freude - die Zucchini reifen! Nahezu täglich kann man einen ernten und beliebig zubereiten.
Der Trend zum Autarken hält an. Erst unlängst war zu lesen, dass es Supermarktfilialen mit ihren endlosen Laufmetern Tiefkühlregal schaffen wollen, Strom selber und vor Ort per Solarpaneel zu erzeugen. Wer nur einen Balkon, eine Terrasse oder einen Garten sein Eigen nennt, kann sich aber ebenso in Autarkie üben. Am einfachsten geht das bei der Ernährung.
Bereits zeitig im Frühjahr lassen sich die ersten Kopfsalate schlachten (so man zuvor welche als Jungpflanzen freigelassen hat). Voll Freude kaut man am marinierten Grün, stolz, die ersten Erträge verspeisen zu können. Zur Radieschenzeit hat der Gemüsegartler dann schon zwei Gänge zum Nachtmahl auf dem Tisch, nämlich Salat und Radieschen. Doch bald soll sich der Tisch unter der Last der geernteten Gemüse biegen: Der Speiseplan wird durch Kohlrabi erweitert, auch Schnittlauch und Rucola finden ihren Weg in die Küche.
Und dann: Oh, welch Freude - die Zucchini reifen! Nahezu täglich kann man einen ernten und beliebig zubereiten. Aber immer schön vorher einen Kopfsalat essen. Zu den Zucchini gesellen sich im Juli auch die Brokkoli. Und weil der Gärtner, leider irgendwie deppert, sämtliche Brokkoli gleichzeitig gesät hat, sind sie auch alle zur gleichen Zeit essfertig. Jetzt muss Brokkoli gegessen werden, sonst blüht er auf und ist nur mehr dem Kompost zu verfüttern.
Dessert aus dem Garten
Herrlich, so ein autarkes Essen, das mit Kopfsalat beginnt, da kann man auch den Rucola reinzupfen, eventuell eine Scheibe gesalzenen Kohlrabi als Zwischengang einnehmen (darf aber auch ein Radieschen sein), und dann gibt es Zucchini und Brokkoli. Zum Glück gedeihen die Erbsen, sonst könnte der Ernährungsplan einseitig werden, und der Mangold bietet sich auch schon an. Erbsen mit Mangold, warum nicht. Mitte August sind die verfluchten Karotten so weit, die hatten ewig nicht weitergetan. Karotten, so weiß der Gärtner, eignen sich als Snack zwischendurch oder, kombiniert mit Erbsen, als Hauptgang (nach Kopfsalat als Vorspeise). Erste Karfiolköpfe haben eine erntereife Größe erreicht und werden dekapitiert, denn die Butterbrösel warten schon.
Es gibt aber auch bereits Desserts aus dem Garten: Erdbeeren und Ribiseln teilt man sich großmütig mit Raupen und Schnecken, Kirschen mit sich würmenden Larven. Da kommen tierische Proteine auf den Tisch, obwohl der Schweinebaum oder Hendlstrauch von den Genetikern noch gar nicht erfunden wurde.
Damit man im Herbst immer noch autark ist, hier ein paar Tipps: Im August ist es an der Zeit, Feldsalat zu säen, die Keimdauer beträgt drei Wochen. Wer später im Jahr sät, kann sich auf ein feldsalatreiches Frühjahr freuen. Auch der so beliebte Chinakohl, ohne dessen Salat kein Reisfleisch auskommt, muss nun in Samenform in die Erde. Viel länger warten sollte man auch mit dem Pak Choi nicht. Und wer im Herbst noch mehr Salat essen will, pflanzt jetzt Lollo rosso oder Endivien.
Freunde der Brassicaceen drücken im August Jungpflanzen von Grünkohl und Kohlsprossen ins Hochbeet, auf dass es auch zu den frostigen Tagen im Jänner oder Februar feines Gemüse aus den Beeten gebe. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 2.8.2013)