Unbeschwert, frech, ein bisschen ausgeflippt. So hat sich die deutsche Piratenpartei noch vor zwei Jahren präsentiert und es damit zunächst in vier Landtage geschafft. Doch dann hieß es: "Land unter". Sowohl die Umfragewerte als auch die interne Streitkultur sanken in den Keller.

Seit einigen Wochen wittern die Piraten nun wieder Morgenluft, und das verdanken sie dem NSA-Skandal. Dass sie bei der Bundestagswahl am 22. September die Fünfprozenthürde schaffen und den Bundestag entern können, ist zwar noch längst nicht ausgemacht. Doch ihr Kernthema - Freiheit und Datensicherheit im Internet - ist derzeit wieder in aller Munde, die junge Partei steigt in einer aktuellen Forsa-Umfrage von zwei auf vier Prozent.

"Die Entscheidung für oder gegen den Überwachungsstaat fällt am 22. September", frohlockt Piratenchef Bernd Schlömer bereits. Sechs Prozent will er bei der Wahl erreichen und damit in den Bundestag einziehen. Wahlkampfhilfe kommt sogar von allerhöchster Stelle: Ungewöhnlich deutlich hat der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck seine Besorgnis über die Ausspähung von Daten geäußert.

"Die Angst, unsere Telefonate oder Mails würden von ausländischen Nachrichtendiensten erfasst und gespeichert, schränkt das Freiheitsgefühl ein - und damit besteht die Gefahr, dass die Freiheit an sich beschädigt wird", erklärt er und gibt zu, selbst schon darüber nachgedacht zu haben, ob er noch offen telefonieren und mailen könne.

Kryptopartys für Bürger

Die Affäre versuchen die Piraten auf zwei Schienen zu nutzen. In 25 Städten haben sie am vergangenen Wochenende zu Demonstrationen unter dem Motto "Stop Watching Us" aufgerufen. Zudem veranstalten sie bundesweit Kryptopartys und erklären auf diesen, wie man Daten verschlüsselt.

Es gibt natürlich jede Menge Forderungen an die Politik, etwa der bessere Schutz von Whistleblowern sowie die Aufklärung von Bürgern und Wirtschaft in puncto Verschlüsselungstechnik. Zudem wollen die Piraten, dass der Bund keine Verträge mehr mit "Datensündern wie Microsoft" (die mit Nachrichtendiensten kooperieren) abschließen.

Außerdem verlangen die Piraten eine Verordnung, mit der Konzerne dazu gebracht werden, Nutzern auf einer DIN-A4-Seite zu erklären, was mit ihren Informationen und Daten passiert und an wen sie weitergeleitet werden.  (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 2.8.2013)