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Nach dem Besuch in Pakistan entspannte sich US-Außenminister John Kerry beim Zwischenstopp in Wien mit Fußballspiel.

Foto: Reuters/Jason Reed
Grafik: DER Standard

Islamabad/Neu-Delhi - Kaum etwas hat die Pakistaner so gegen Washington aufgebracht wie die US-Drohnenangriffe, bei denen seit 2004 bis zu 3500 Menschen starben. Nun hat US-Außenminister John Kerry erstmals deren Ende in Aussicht gestellt. Die Drohnenanschläge würden "sehr, sehr bald" aufhören, versprach er bei seinem ersten Besuch nach dem Regierungswechsel in Islamabad.

"Wir sind auf einem guten Wege", sagte Kerry. "Das Programm wird enden, weil wir die größte Bedrohung ausgeschaltet haben und weiter dabei sind, sie auszuschalten." US-Präsident Barack Obama habe einen Zeitplan für die Beendigung des Programms. Wie dieser konkret aussieht, behielt Kerry aber für sich.

Vorerst wird weitergebombt

Es ist das erste Mal, dass ein hochrangiger US-Vertreter ein völliges Ende der tödlichen Angriffe durch die unbemannten Flugkörper andeutet. Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings auch: Vorerst werden die USA weiterbomben. So sieht es auch der Analytiker Michael Kugelman vom Woodrow Wilson International Center. Er rechne erst 2014 mit einem Ende der Angriffe, wenn die USA aus Afghanistan abzögen, zitierte ihn die Agentur Reuters.

Mit seinen Aussagen will Kerry offenbar die Gemüter besänftigen und das seit langem angespannte Verhältnis zu Islamabad wieder verbessern. Im Gegenzug ging auch Pakistans neuer Regierungschef Nawaz Sharif auf die USA zu. Kerry und Sharif kamen überein, die hochrangigen Sicherheitsgespräche zwischen den USA und Pakistan wiederaufzunehmen. Islamabad hatte diese hochkarätige Runde 2011 suspendiert, nachdem die USA 24 pakistanische Soldaten an der Grenze zu Afghanistan getötet hatten.

Am stärksten betroffen von den Bombardements ist die Region Nordwaziristan, die als Hochburg von Taliban und Al-Kaida gilt. Ein pakistanisches Gericht hatte die Angriffe jüngst als Kriegsverbrechen verurteilt und Islamabad aufgefordert, seine Bürger davor zu schützen. Laut einiger Studien waren nur wenige Opfer tatsächlich hochkarätige Terror-Führer, die meisten Toten zählten eher zum Fußvolk oder waren schlicht Zivilisten, darunter auch Kinder und Frauen.

Begonnen hatten die Angriffe schon 2004, doch erst von der Regierung Obama wurden sie massiv ausgeweitet. Inzwischen haben die USA die Attacken aus der Luft jedoch zurückgefahren. Laut dem US-Thinktank New America Foundation gab es heuer bisher 16 Drohnenangriffe in Pakistan. 2010 lag die Zahl noch bei 122.

Kerrys Besuch zielte nicht nur darauf ab, das angespannte Verhältnis zu Pakistan zu entspannen, sondern auch die Beziehung zu Sharif zu vertiefen. Sharif war erst im Mai an die Spitze des Atomstaates gewählt worden. Sein Sieg war im Westen gespannt verfolgt worden. Er steht den Religiösen näher und gilt als US-kritischer als die Vorgängerregierung. Kritik an den USA kommt in Pakistan an. Doch bisher hat Sharif es vermieden, sich allzu offen mit den USA anzulegen.

Zwischenstopp in Wien

Am Freitagnachmittag sorgte dann eine Zwischenlandung Kerrys am Flughafen Wien-Schwechat für Aufregung. Erste Meldungen, wonach Kerry im VIP-Terminal "Geheimgespräche", geführt habe, dementierte die US-Botschaft auf Nachfrage des Standard. Der Außenminister sei lediglich zu einem geplanten Nachtankstopp gelandet und nach zwei Stunden und 20 Minuten schon wieder in Richtung Großbritannien weitergeflogen. Das österreichische Innenministerium bestätigte, es habe sich um eine "geplante Landung" gehandelt, der Verfassungsschutz sei informiert gewesen. Niemand habe das Flughafengelände verlassen. (Christine Möllhoff, DER STANDARD, 3.8.2013)