Ganz Villach brodelt bei der Gluthitze von 40 Grad. Der traditionsreiche Villacher Kirchtag begeht sein 70 jähriges Jubiläum. 60.000 Menschen werden zum großen Umzug erwartet. Auch Frank Stronach ist angesagt. Er ist zum ersten Mal hier und will sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Auch bei der Beach-Volleyball-Europameisterschaft in Klagenfurt hat der rüstige Neopolitiker an diesem Samstag schon vorbeigeschaut. Schließlich kann man bei solchen Events auf Tuchfühlung mit zahlreichen potenziellen Wählerinnen und Wählern gehen.
Doch vorher gibt Frank noch eine Pressekonferenz im Holiday Inn gemeinsam mit seinen Kärntner Nationalratskandidaten. Angekündigt als Auftakt für den Nationalratswahlkampf. Vor dem Holiday Inn haben sich Mitglieder der Villacher Bauern Gman, die tradtionellen Kirchtagslader, in ihren malerischen Trachten versammelt. Sie warten auf Frank. Eine schwarze Limousine fährt vor. Frank Stronach springt heraus, ganz ungewohnt in Jeans und lockerem blauen Hemd. "Jetzt ist der Großmeister da", flüstert Willi Haslitzer, ehemaliger Kärntner ORF-Intendant und zweiter auf der Kärnten-Liste des Team Stronach. Die Kirchtagslader spielen einen Tusch "auf den Franzi" und noch einen Tusch und noch einen. Auch der Team Stronach-Kärnten Obmann Gerhard Köfer kommt zu Ehren. Dann wird Frank von einer Laderin im bildschönen Gailtaler-Dirndl zum Tänzchen aufgefordert. Eine Runde Schnaps noch und die Pressekonferenz kann beginnen.
"Bürgervertreter"
Viel Neues wird nicht präsentiert. Es sei heute auch kein Wahlkampf-Auftakt relativiert Stronach. Er freut sich einfach auf den Villacher Kirchtag, den er noch nicht kennt dann geht es doch noch politisch in medias res. Er sei nach Kärnten gekommen um sein Kärntner Spitzenteam zu unterstützen und er bleibt dabei: eine Regierungsbeteiligung seines Teams wird es auf Bundesebene nicht geben. Auch wenn das seine Niederösterreicher anders sehen wollen. Sympathisanten stellen zwischendurch Elferfragen. Einmal in Fahrt ist Frank dann nur mehr schwer zu bremsen, erläutert einmal mehr seine Steuerpläne für Österreich und seine Vorschläge für eine neues Parlament, indem auch "Bürgervertreter" sitzen sollen. Die sollen selbst um Unterstützung aus der Bevölkerung werben und sich jeweils für einen der fünfzig Wahlkreise wählen lassen. Wer die meisten Stimmen erhält, zieht ins Parlament ein. "So einfach ist das", sagt Stronach. Damit könnte der rot-schwarzen Freunderlwirtschaft endlich der Garaus gemacht werden.
Über sein Wahlziel lässt sich Stronach nicht aus der Reserve locken. Es gelte "so viel wie möglich" zu gewinnen. Eigentlich stehe das Ergebnis schon "in den Sternen geschrieben" und sein Team werde "viele überraschen".
"Super aufgestellt"
Sein Kärntner Spitzenkandidat, Stefan Markowitz, abgesprungener BZÖ-Mandatar, widmet sich Kärntner Themen: Abwanderung, Schaffung von Arbeitsplätzen. Er zeigte sich ganz optimistisch für die Nationalratswahl. Man sei in Kärnten "super aufgestellt". Es gäbe hier ein "junge, hungrige Mannschaft". Auc hier bliebt das Wahlziel nebulos: es soll "eines der besten Österreichs" werden.
Die Nummer zwei, Haslitzer, kommt nicht mehr zu Wort. Frank will auf den Kirchtag. In Jeans und blauem Hemd? Aber nein doch! "Jetzt zieh ich mir eine Lederhose an", grinst Stronach und ab geht's samt Tross in den Villacher Kirchtagstrubel. (Elisabeth Steiner, derStandard.at, 3.8.2013)