Bratislava an der Donau

Das Tragflügelboot in der Schleuse Wien-Freudenau senkt sich Zentimeter um Zentimeter. Bis zu zwölf Meter kann es abwärts gehen. Eine Schleuse ist ein Umwelteingriff für die Ewigkeit: Einmal gebaut kriegt man sie nie wieder weg, weil der Stausee alles in der Umgebung überfluten würde.

Das Absenken des Bootes dauert zwölf Minuten, das Schiff pendelt sich aus, die Tore der Schleuse öffnen sich. 65 Kilometer geht es flussabwärts nach Bratislava, bei regerem Donaubetrieb im Zickzackkurs.

Von April bis Oktober fährt das Schiff ab dem Handelskai nahe der Wiener Reichsbrücke jeweils um 9.30 nach Bratislava und um 17.30 wieder zurück. Die Leute - Österreicher, Slowaken und Touristen - "machen Ausflüge. Oder sie fahren einkaufen. Eine Stange Zigaretten kostet bei uns nur 15 Euro", informiert die slowakische Schiffsbarfrau unter Deck. Zollfreifahrten gebe es wegen zu geringen Interesses keine mehr.

Privatfirma mit Gewinn

Für die Privatfirma DDSG Blue Danube, die im Jahr 1991 aus der bankrotten Donaudampfschifffahrtsgesellschaft ausgegliedert wurde und heute zur Hälfte dem Wiener Verkehrsbüro und dem Wiener Hafen gehört, zählen Gewinne. Den größten Ertrag bringen die Donaufahrten innerhalb Wiens (zweistellige Zuwächse im Vorjahr) und die Wachauschifffahrten zwischen Melk und Krems. Passagiere sind österreichische Ausflügler und ausländische Touristen, oft Japaner oder Amerikaner auf Zentraleuropareise.

Die Ausflugsfahrt nach Bratislava sei mit "70 Prozent Auslastung nicht ganz so populär wie die Wachau", meint Geschäftsführer Franz Pasler. Dennoch werde die Strecke recht gern genützt. Mit eineinhalb Stunden Fahrzeit in jede Richtung ist das Tragflügelboot fast so schnell wie der Landweg (eine Stunde). Interessantes Detail: Um die Strecke anbieten zu können, mietet die DDSG Blue Danube das Tragflügelboot von der slowakischen Schifffahrtsgesellschaft, weil sie selbst "nur" fünf Ausflugsschiffe besitzt. Mit bis zu 270.000 Passagieren jährlich ist DDSG Blue Danube aber das größte Personenschifffahrtsunternehmen Österreichs.

Den Ausbau von Straße und Schiene in Ost-West-Richtung sieht der Geschäftsführer nicht als Bedrohung. Er sei ein Tourismusunternehmen und keine Kabinenschifffahrts-oder Cargolinie. Für Cargo sei die in Container- und Tankschifffahrt geteilte DDSG Cargo zuständig, die im Besitz der deutschen Reederei Stimmes AG steht.

Themenschifffahrten

Themenschifffahrten wie der "karibische Abend" mit Buffet und Musik oder die "Walpurgisnacht" - nicht nach Bratislava, aber ab Reichsbrücke nach Greifenstein und zurück - erfreuen sich besonderer Beliebtheit, betont der Geschäftsführer. In Richtung Hainburg gibt es das "Rendezvous mit der Au" - ein interaktives Ereignis, bei dem man wegen der Schiffsgröße zwar nicht direkt in die Au hineinfahren kann, aber dafür erklärt bekommt, was das Besondere an dieser Naturlandschaft ausmacht.

Was die Geschäftszahlen betrifft, gibt Pasler sich bedeckt: "Ich sage nur: Die Gewinne liegen derzeit bei einigen Hunderttausend Euro, und werden sich auch nicht wahnsinnig steigern. Wir sind ein wetter- und umweltabhängiges Unternehmen." (Der Standard, Printausgabe 26.07.2003)