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Wien – "Hut ab, ich bewundere ihm, da gelang ihm ein Husarenstück. Er hat ein tolles Haus gebaut, in seinem Alter eine Spitzenleistung." Wiener Immobilienexperten überschütteten am Mittwoch Georg Stumpf, Errichter und Eigentümer der Millennium City, mit Komplimenten, nachdem bekannt worden war, dass Stumpf (30) den 202 Meter hohen Tower, das Shopping- und Entertainmentcenter für 360 Mio. Euro an die deutsche Fondsgesellschaft MPC Münchmeyer Petersen Capital (Hamburg) verkaufte hatte. Der Preis samt Nebenleistungen entspricht dem 14,7fachen der Jahresmieteinnahmen, was einer Rendite von 6,8 Prozent entspricht.

Stumpf war der Erste, der sich in Wien 1997 an den Bau eines Büroturms wagte. Mithilfe seines Vaters, eines Bauunternehmers mit guten Kontakten zur SPÖ, hat er das Grundstück zwischen Wehlistraße und Handelskai 1994 um knapp 16 Mio. Euro (damals 220 Mio. S) von der OMV gekauft. Abzüglich aller Verbindlichkeiten (laut Stumpf 140 Mio. Euro) dürfte ihm ein erheblicher Reingewinn bleiben, den Stumpf in Wien, aber auch in Frankfurt und London investieren will. Die Gesamtinvestitionen lagen bei 150 bis 170 Mio. Euro.

Reinvestieren

Stumps Interesse gilt weiter Bürohäusern und gewerblichen Immobilien. Ambitionen, die Immobilie zu verkaufen, hatte Stumpf seit 2001. Zu den Interessenten zählten Karl Wlaschek genauso wie Karl Petrikovics von der Immofinanz. Beide wollten nur den Tower. Dem Vernehmen nach scheiterte der Kauf zuletzt auch an fehlenden Bau- und Benutzungsbewilligungen für das Shoppingcenter. Andere meinen, die Büros seien als Großraumbüros ungeeignet, weil die Raumhöhe nur 2,78 Meter beträgt, vorgeschrieben sind aber 2,80 Meter. 1999 wurde der Büroturm fertig gestellt. Später kam ein Kino- und Unterhaltungszentrum dazu. Konzipiert wurde die Immobilie vom Architektentrio Peichl/Podrecca/Weber.

Größtes Kino

Neben Büroflächen (40 Prozent) beherbergt der Komplex rund 100 Shops, Restaurants, Cafes, Dienstleistungsunternehmen und ein Eventcenter, in dem sich unter anderem das UCI als größtes Kinozentrum Österreichs mit 21 Sälen und 3500 Sitzplätzen befindet. Die Investitionen in die beiden Bauteile betrugen angeblich nur 150 Mio. Euro.

MPC Capital, ein von Banken unabhängiges Emissionshaus für geschlossene Fonds in Deutschland, will für seine erste Wiener Immobilie demnächst einen eigenen geschlossenen Immobilienfonds anbieten, der der größte jemals von MPC aufgelegte Fonds sein soll. Die Platzierung eines entsprechenden deutschen Fonds werde voraussichtlich im vierten Quartal starten, hieß es. Dass solche Fonds in der Regel auf zehn bis 15 Jahre Laufzeit aus gelegt sind, bedeute nicht automatisch, dass MPC danach aus diesem Investment wieder aussteige.

Laut Stumpf ist sein Millennium-Konzept voll aufgegangen: Der Quadratmeterumsatz in den Einzelhandelsverkaufsflächen von 7000 Euro im Jahr stelle einen "Spitzenwert" unter den heimischen Einkaufszentren dar. Es ist neben der Shopping City und dem Donauzentrum das drittgrößte Freizeit- und Einkaufszentrum in Österreich. Beim Gesamtumsatz habe die City in den vergangenen Jahren jeweils um mehr als zehn Prozent zugelegt, auch das diesjährige Umsatzziel von annähernd 220 Mio. Euro (nach knapp 200 Mio. Euro im Vorjahr) werde man sicher wieder übertreffen.

Die jährlichen Einnahmen in Höhe von 24,5 Mio. Euro für 100.000 m² würden durch Mietverträge mit rund 120 Unternehmen unterschiedlicher Branchen gesichert. (Claudia Ruff, Der Standard, Printausgabe, 31.07.2003)