Der Fernsehspot, mit dem das Verkehrsministerium seit kurzem Autofahrern und -fahrerinnen das potenziell erratische Verhalten von Kindern im Straßenverkehr nahebringen will ("Kinder sehen die Welt anders"), lässt an Drastik nichts zu wünschen übrig. Es fehlt nur noch das durch die Luft spritzende Blut des überfahrenen Mädchens.

Den Impuls nach erstmalig genossener Zwangserziehung, sich zu beschweren, kämpft man dann aber doch nieder. Denn wenn die Verkehrsministerin meint, dass auf grobe Klötze wie die Österreicher und Österreicherinnen grobe Keile gehören und die Botschaft nur per Schocktherapie zu vermitteln ist, hat sie dafür vielleicht empirisch belegbare Gründe. Wenn es dem hehren Ziel dient, geht man doch gerne mit ausgehobenem Magen ins Bett.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten widmet sich die private Rostamani-Gruppe der Thematik Kind und Auto ebenfalls mit einem TV-Spot. Nicht nur bei den Temperaturen am Golf, aber dort eben besonders, bedeutet es den fast sicheren Tod eines Kindes, wenn man es zu lange im Wagen "vergisst". Das ebenfalls durchaus drastische Filmchen kommt aber ohne Kinder aus: Ein Blech mit rohen Keksen wird unter der Windschutzscheibe platziert, wo man sie nach einiger Zeit brutzelnd aufgehen sieht – heiß genug zum Backen, heiß genug zum Töten. Gilt bitte auch bei uns, und bitte auch für die armen Hundsviecher. (guha/DER STANDARD, 5.8.2013)