Washington/Moskau - Inmitten der diplomatischen Spannungen um den früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden haben die USA und Russlands ein Treffen auf Ministerebene vereinbart. US-Außenminister John Kerry, sein russischer Kollege Sergej Lawrow sowie die Verteidigungsminister Chuck Hagel und Sergej Schoigu wollten am Freitag in Washington zusammenkommen, teilte das US-Außenministerium am Dienstag mit.

Auf der Agenda stehen den Angaben zufolge neben der Affäre um Snowden auch Gespräche über den Iran, Syrien und Afghanistan sowie das Abrüstungsabkommen START. Russlands Vizeaußenminister Sergej Riabkow sagte der US-Tageszeitung "New York Times": "Wir erwarten eine sehr intensive Diskussion, zumal es einige äußerst strittige und schwierige Fragen gibt."

"Überhaupt nicht einverstanden"

Ein Treffen von US-Präsident Barack Obama und Russlands Staatschef Wladimir Putin vor dem G-20-Gipfel im September in Sankt Petersburg ist unterdessen weiter in der Schwebe. Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte erst am Montag, eine Entscheidung falle in kommenden Tagen. "Wir sind natürlich überhaupt nicht einverstanden mit Russlands Entscheidung zu Herrn Snowden", fügte er hinzu.

Die USA hatten vehement eine Auslieferung Snowdens verlangt, doch die russischen Behörden gewährten ihm nach längerem Zögern schließlich Asyl für ein Jahr. Der Computerexperte hatte geheime Dokumente zur Überwachung des Internet- und Telefonverkehrs durch die US-Geheimdienste öffentlich gemacht. Über Hongkong landete er auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo, wo er mehrere Wochen festsaß, weil die USA seine Reisedokumente für ungültig erklärt hatten.

Venezuela untermauerte indes am Dienstag seine Bereitschaft, Snowden ein dauerhaftes Bleiberecht einzuräumen. Das Angebot gelte selbstverständlich noch, sagte Außenminister Elías Jaua dem russischen Fernsehsender "RT". Auch Ecuador und Bolivien würden Snowden Asyl gewähren. Fraglich ist aber, ob es ihm gelingt, nach Lateinamerika auszureisen.

Unterdessen kündigte der US-Journalist Glenn Greenwald, der für die britische Tageszeitung "The Guardian" aus Brasilien berichtet, weitere Enthüllungen an. Snowden habe ihm 15.000 bis 20.000 Dokumente übergeben, sagte er vor dem Auswärtigen Ausschuss des brasilianischen Senats. "Es wird mit Sicherheit weitere Enthüllungen über die Spionageaktivitäten der US-Regierung und ihrer Verbündeten geben", ergänzte er. Greenwald hatte auch in der brasilianischen Tageszeitung "O Globo" Berichte über umfangreiche Abhöraktivitäten des US-Geheimdiensts in Brasilien veröffentlicht. (APA, 6.8.2013)