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Im Großen und Ganzen sind Giraffen sanfte Riesen - wie sanft, bestimmt allerdings der Hormonspiegel.

Foto: AP Photo/Rebecca Blackwell

Wien - Giraffen zeigen ein Sozialverhalten, wie man es auch von einer Reihe anderer großer Pflanzenfresser kennt: Weibchen bilden mit ihren Jungtieren kleine Herden, die allerdings recht lose angelegt sind. Männliche Tiere schließen sich in jungen Jahren zu eigenen Bullengruppen zusammen, ehe sie schließlich zu Einzelgängern werden.

Ausgewachsene Bullen wandern von einer Weibchengruppe zur anderen, um eine Paarungspartnerin zu finden. Ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung hat nun untersucht, welchem Muster die Männchen dabei folgen. Und dieses ist offenbar deutlich regelmäßiger, als man nach bisherigen Beobachtungen vermutet hatte. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Biology Letters" der britischen Royal Society veröffentlicht.

Die Studie

Die Forscher beobachteten Giraffenbullen des Hwange-Nationalparks in Simbabwe, erklärte der Österreicher Peter Seeber, der im Rahmen eines Masterstudiums der Tierphysiologie an der Universität Pretoria an der Studie teilgenommen hatte. Sie zeichneten sämtliche sexuellen Aktivitäten der Tiere auf - also wenn die Bullen vorsichtig ausprobierten, ob sie sich einer Kuh nähern durften, wenn sie am Geschmack ihres Urins untersuchten, ob sie gerade fruchtbar war, wenn sie keine andere Giraffen in die Nähe ließen, um mit der Auserwählten alleine zu sein, oder wenn sie ein Weibchen besprangen. Außerdem sammelten die Forscher die Exkremente der Bullen, um die Menge an Sexualhormonen darin zu messen.

Es bestätigte sich die Vermutung, dass Bullen in der Brunft höhere Werte an Sexualhormonen (sogenannte Androgene wie etwa Testosteron) hatten als sexuell inaktive. Sowohl das Sexualverhalten als auch die Hormonwerte unterschieden sich - je nachdem, wie alt, kräftig und dominant die Giraffenmännchen waren. Ältere, dominante Bullen mit von Rangkämpfen trainierten, kräftigen Halsmuskeln und größeren Stirnzapfen waren sexuell aktiver als jüngere, und die Anwesenheit von Konkurrenz spornte sie zusätzlich an. Junge und damit zartere Giraffenbullen hatten generell weniger Verkehr mit dem anderen Geschlecht. Waren andere Männchen in der Umgebung, hielten sie sich noch stärker zurück.

Zwei-Wochen-Rhythmus

Vor allem bei den dominanten Bullen stellten die Forscher ein deutliches Sinken des Sexualhormonspiegels fest, wenn die Tiere nicht mehr brunftig waren, und dass diese im Schnitt alle zwei Woche zwischen brunftig und sexuell inaktiv wechselten. In ihren markanten Verhaltensänderungen, die letztlich also hormongesteuert sein dürften, ähneln die Giraffenmännchen somit Elefantenbullen. Bei diesen kann der Testosteron-Rausch, der zu einer aggressiven Phase namens "Musth" führt, allerdings ein paar Monate anhalten, während bei Giraffen der Takt deutlich schneller ist. (APA/red, derStandard.at, 7. 8. 2013)