In den Katalogen bekannter Möbelmarken fällt immer stärker der Trend zur Kombination von Kunststoff und Holz bei Sesseln auf. Der Materialmix erinnert ein wenig an die Ästhetik der 1950er-Jahre, die technische Umsetzung entspricht freilich neuesten Erkenntnissen.

Ein frühes Vorbild dieser Hybridsessel ist der "Eames Plastic Armchair" nach dem Entwurf von Ray und Charles Eames, der ab 1950 von der Möbelfirma Herman Miller produziert wurde. Seine organisch geformte Sitzschale machte erst der Einsatz glasfaserverstärkten Polyesters möglich, das Gestell bestand im Gegensatz dazu aus dem Werkstoff Holz. Hervorgegangen ist der Eames Plastic Chair aus einem Wettbewerb des New Yorker Museums für Moderne Kunst, bei dem es um preiswerte Möbelgestaltung ging. Eine Neuauflage des ersten industriell gefertigten Kunststoffsessels wird heute von Vitra in einer zeitgemäßen Version aus durchgefärbtem Polypropylen hergestellt.

 

Kitt von Stephan Diez

Um den Entwurf einer preisgünstigen und dabei innovativen Sesselfamilie ging es dem international umtriebigen Münchner Designer Stephan Diez. Sein neuer Sessel Kitt wird vom dänischen Hersteller Hay in Einzelteile zerlegt, direkt an die Kunden verschickt, in einem Paket, das nur etwas größer ist als ein Pizzakarton. Kitt basiert auf einem Rahmen aus Polyamid, in den die hölzerne Sitzfläche eingelegt wird. Ein U-förmiges Kunststoffelement verbindet Hinterbeine und Rückenlehne aus Esche und Sperrholz federnd miteinander. Den Sessel gibt es auch in einer Version ganz aus Plastik. www.hay.dk

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Gentle Chair von Front

Grafische Gestaltungsformen zeichnen die Entwürfe der schwedischen Designgruppe Front aus. So auch bei ihrem Gentle Chair für Porro, einer eigenwilligen Interpretation des klassischen Kaffeehausmöbels aus Bugholz. Zwei sich umschlingende Linien bilden die Grundlage des Sessels. Die beiden Vorderbeine aus unbehandeltem Bugholz gehen mit einem Schwung in die Armlehnen über und umschließen den Rücken wie eine Klammer. In kontrastierendem Schwarz setzen sich das mit den Hinterbeinen verbundene Rückenteil sowie die mit Leder gepolsterte Sitzfläche gekonnt ab. www.porro.com

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Pro von Konstantin Grcic

Auf Ergonomie setzt das Familienunternehmen Flötotto mit Pro, entworfen von Konstantin Grcic. Der Ausgangspunkt für die spezielle Gestaltung der Sitzschale sind aktuelle Studien zum Thema "Aktives Sitzen". So verfügt die Schale aus Polypropylen über eine sehr prägnante, geschwungene Form mit einer schmalen Rückenlehne, die für abwechslungsreichen Sitzkomfort sorgen soll. Pro wird in sechs Farben nach der Farbskala von Le Corbusier produziert. Das Vierbeinholzgestell ist aus Buchenschichtholz gefertigt und gibt dem Sessel seine optische Leichtigkeit. www.floetotto.de

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Catifa von L. Altherr Molina

Ebenfalls ein Universalstuhl ist Catifa 53 2084, das Design stammt vom spanischen Studio Lievore Altherr Molina für die Kollektion von Arper. Zu den neuesten Modellen der seit vielen Jahren erfolgreichen Serie gehört eine Version mit der fließenden Polypropylenschale, die einen reizvollen Kontrast zum Gestell aus unbehandeltem Eichenholz bildet. Auch dabei entsteht eine ästhetische Spannung zwischen natürlichem und technisch erzeugtem Material, die den Reiz dieser Sessel ausmacht. www.arper.com

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A-Chair von Jehs & Laub

Betrachtet man den A-Chair des Designbüros Jehs & Laub von der Seite, ähnelt seine Silhouette dem ersten Buchstaben des Alphabets. Das schlanke Gestell aus Aluminium-Druckguss oder Kunststoff kann mit Schalen in unterschiedlichen Materialien und Farben kombiniert werden. Hergestellt wird der stapelbare Allrounder vom süddeutschen Möbelproduzenten Brunner. Neu und ungewöhnlich ist das Zusammenspiel von Kunststoffgestell und Formholzschale, die dem klar gestalteten Sessel einen wohnlichen Charakter gibt. www.brunner-group.com

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Hal von Jasper Morrison

Mit Hal hat der Londoner Designer Jasper Morrison eine variantenreiche Schalenstuhl-Familie geschaffen. Wie bei Pro bietet die Form der Schale viel Bewegungsfreiheit, der leicht nach- gebende Kunststoff erlaubt unterschiedliche Sitzpositionen. Eine ganze Reihe von Farben macht Hal Wood, die Variante mit runden Holzbeinen aus Eiche natur oder lasiert, zu einem zeitgemäßen Sessel, der jede Umgebung in Schwung bringt. www.vitra.com (Heike Edelmann, Rondo, DER STANDARD, 9.8.2013)

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