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Wien - Von Blockierern sei keine Rede, sagt Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske. Die Österreicher seien nicht so blauäugig, um sich nicht der Notwendigkeit ei- nes Strukturwandels in den Betrieben bewusst zu sein. Doch derzeit bleibt dabei aus seiner Sicht die Belegschaft auf der Strecke.

"Immer weniger Mitarbeiter erledigen immer mehr Aufgaben in immer kürzerer Zeit." Die Arbeitgeber verlangten höhere Flexibilität, atypische Beschäftigung nehme zu, das Outsourcen von Leistung sei an der Tagesordnung, und das Klima in Unternehmen habe sich merklich verschlechtert, fasst Kaske die Ergebnisse der jüngsten Ifes-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer zusammen.

Verlierer der Strukturveränderungen

Dafür befragt wurden heuer 300 Betriebsräte in Leitbetrieben. 60 Prozent machten die Dienstnehmer als Verlierer der Strukturveränderungen aus. 62 Prozent klagten über Zeitdruck, der im vergangenen halben Jahr weiter gewachsen sei und auch die betriebliche Entwicklung beeinträchtige. Mehr als ein Drittel sprach von miesem Betriebsklima. Gut ein Fünftel sah Leiharbeit und Teilzeit steigen.

Laut Kaske summierten sich die Überstunden der Österreicher im Jahr auf insgesamt 300 Millionen, ein Viertel davon werde weder bezahlt noch mit Zeitausgleich abgegolten. "Das ist eine Saurerei."

Gewerkschaft und Arbeiterkammer nehmen die Umfrage zum Anlass, ihre Forderungen im Zuge des Wahlkampfs zu bekräftigen. So müssten sich Überstunden für Dienstgeber etwa um je einen Euro verteuern. Der Zugang zur sechsten Urlaubswoche gehöre erleichtert. Und der Anteil an Leiharbeitern in einem Unternehmen dürfe zehn Prozent nicht überschreiten.

Eco-Austria-Chef Ulrich Schuh hält Letzteres für unklug. Gewisse Flexibilität sei nötig, um kurzfristige Kapazitäten abdecken zu können, Einschränkung führe hier zu weniger Jobs, sagt er im Standard-Gespräch. Österreich müsse aber überdenken, ob es vernünftig sei, Überstunden weiterhin steuerlich zu begünstigen. Dass Verteuerung hier neue Jobs bringt, bezweifelt er aber. Ebenso, dass eine sechste Urlaubswoche gratis zu haben sei. "Das geht auf Kosten der Produktivität und würde über die Löhne kompensiert werden."

Kaske will, um ältere Beschäftigte zu schützen, finanzielle Strafen für Betriebe, die diese übermäßig kündigen. Schuh hält vom Bonus-Malus-System wenig, da es die Chancen Älterer auf neue Jobs schmälere. In bereits bestehenden Dienstverhältnissen seien sie in der Regel ohnehin gut abgesichert. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 8.8.2013)