Megaconus ("Großer Höcker") lebte vor 165 Millionen Jahren im heutigen China, war Bodenbewohner und Vegetarier.

Illu.: April Isch, Uni Chicago

Dieser exzellent erhaltene Fund gab völlig neue Aufschlüsse über die Gestalt des Ur-Säugetiers.

Foto: Zhe-Xi Luo

Arboroharamiya jenkinsi lebte ebenfalls vor 165 Millionen Jahren im heutigen China, aber ganz anders als Megaconus: nämlich auf Bäumen und als Insektenfresser.

Foto: Zhao Chuang

London/Bonn/Wien - Über ein Jahrhundert lang kannten die Paläontologen nur die Zähne des Tieres. Und die waren seltsam genug: Die Backenzähne hatten nämlich Höcker, was die Paläontologen vermuten ließ, dass die Tiere pflanzliche Nahrung zerquetscht haben. Das gab dem Lebewesen auch den Namen: Megaconus heißt auf Deutsch "Großer Höcker".

Wie allerdings das dazugehörige Tier wirklich aussah, das blieb über 100 Jahre lang ein Rätsel - das nun dank eines spektakulären Funds im Nordosten von China gelöst werden konnte. Forscher um Thomas Martin und Zhe-Xi Luo, beide vom Steinmann-Institut der Universität Bonn, legen im Fachmagazin "Nature" eine detaillierte Analyse des 165 Millionen Jahre alten Skeletts vor, das Einheimische gefunden hatten.

Aufgrund des Knochenbaus dürfte sich der 250 Gramm leichte Ur-Säuger, der groß wie eine heutige Ratte war, gemächlich auf dem Boden fortbewegt haben, vermuten die Forscher. Trotzdem sei Megaconus wohl keine leichte Beute für Feinde gewesen: Er hat wohl mit Giftdrüsen an den Hinterläufen (siehe Illustration links oben) seine Feinde abgewehrt.

Die Tiere lebten rund 40 Millionen Jahre vor dem ersten richtigen gemeinsamen Vorfahren unserer heutigen Säugetiere. Und anders als ihre Zeitgenossen ernährten sie sich nicht von Insekten. Die Zähne von Megaconus seien insofern eine ungewöhnliche Spezialisierung des Gebisses, schreiben Martin und seine Kollegen. Das wiederum bedeutet, das Spezialanpassungen kein Privileg moderner Säugetiere sind.

Noch mehr Verwirrung in den Stammbaum der Säugetiere bringt ein zweiter, etwa gleich alter Ur-Säuger-Fund aus China, der ebenfalls in "Nature" präsentiert wird. In dem Fall handelt es sich um eine Spezies, die man auf den Namen Arboroharamiya taufte. Im Gegensatz zu Megaconus, der am Boden lebte, war dieser ähnlich kleine Vierbeiner an ein Leben in Bäumen angepasst und fraß Insekten.

In einem Begleitkommentar in "Nature" heißt es, dass die beiden Funde ganz verschiedene Implikationen für den Ursprung der Säuger haben. Ihre Wurzeln müsse man nun wohl noch etwas weiter, nämlich 200 Millionen Jahre zurückverfolgen. (tasch, (DER STANDARD, 8.8.2013)