Strukturen aus mehreren Jahrhunderten liegen unter dem Boden des St. Pöltner Domplatz. Die ältesten Gebäudereste stammen aus der Römerzeit. Das Badehaus eines spätantiken Palastes diente später als Kirche.

Foto: mss/Vorlaufer

St. Pölten - Vor drei Jahren starteten Archäologen umfangreiche Ausgrabungen am St. Pöltner Domplatz. Während der mittlerweile vier Grabungsphasen stießen die Forscher bis zu den frühesten Wurzeln des heutigen St. Pölten vor. Dies berichteten die Archäologen am Mittwoch bei der Präsentation der bisherigen Grabungsbilanz. Unter anderem legten die Forscher die Überreste eines später als Kirche genutzten Badehauses aus dem vierten Jahrhundert frei.

Eine der frühesten Kirchen Niederösterreichs

Die ursprünglich aus der Spätantike stammende Therme war möglicherweise Teil einer palastartigen Anlage, die ein ranghoher Reichsbeamter als Wohn- und Amtssitz innehatte. Im neunten Jahrhundert wurde das Gebäude partiell als christliche Kirche genutzt worden sein. "Wir haben mit dieser Kirche sinnbildlich gesprochen den Geburtsort des heutigen St. Pöltens und mit den frühesten Gräbern Bestattungen der ersten St. Pöltener vor uns", sagte Stadtarchäologe Ronald Risy. Bei dem Fund soll es sich um eines der ältesten Gotteshäuser in Niederösterreich handeln.

Überreste von 3.926 Menschen

An den Ausgrabungen arbeiten im Durchschnitt täglich 25 Mitarbeiter. Bisher wurden unter anderem die sterblichen Überreste von 3.926 Menschen geborgen, die fast alle bereits anthropologisch untersucht wurden. Dabei konnten zahlreiche Einzelschicksale erfasst, aber auch medizinisch-historische Ergebnisse erzielt werden. Noch bis 2015 werden die Ausgrabungen andauern. Bis dahin soll auch die Detailplanung für die Neugestaltung des 5.700 Quadratmeter großen Domplatzes abgeschlossen sein. Die Fertigstellung der anschließenden Bauarbeiten ist bis 2016 geplant. (APA/red, derStandard.at, 08.08.2013)