Leoben - Der Leobener Werkstoff-Forscher Reinhard Pippan (geb. 1954) vom Erich-Schmid-Institut für Materialwissenschaften erhält einen hoch dotierten "Advanced Grant" des Europäischen Forschungsrats (ERC). Dies teilte die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Donnerstag mit. Mit der Zuwendung von 2,5 Mio. Euro will der Physiker die Festigkeit und Sicherheit von ultrahochfesten Materialien, wie sie zum Flugzeug- und Autobau aber auch in der Medizin zum Einsatz kommen, vorantreiben.

Sowohl im Flugzeug- oder Autobau als auch bei medizinischen Implantaten wie Stents oder Zahnimplantaten gehe es darum, Werkstoffe zu entwickeln, die hochfest und zugleich bis zu einem gewissen Grad plastisch verformbar sind, schilderte Pippan auf Anfrage der APA. Die plastische Verformbarkeit reduziere zwar die Festigkeit, sie sei aber unabdingbar, um Schutz vor Materialversagen, sprich einen Materialbruch zu verhindern. Es gelte das optimale Verhältnis zu finden.

Die Forscher unter der Leitung von Pippan wollen die optimalen Materialeigenschaften mithilfe sogenannter nanolamellarer Strukturierung erreichen. "Ziel sind neue Werkstoffe, die trotz hoher Festigkeit noch elastisch bleiben. Wir wollen den Aufbau der Werkstoffe so verändern, dass die plastische Verformung erst kurz vor dem Versagen der Bindungen zwischen den Atomen einsetzt", so der Physiker.

Neue Strukturen mit hohen Festigkeiten

Seine Arbeitsgruppe hat bereits in den vergangenen zehn Jahren in Leoben Möglichkeiten entwickelt, um Materialien extrem stark zu verformen und anschließend in den Materialien ganz neue Strukturen mit sehr hohen Festigkeiten zu realisieren. Die neuen Ideen und die Arbeiten, die Pippan zum Verständnis des Versagens von Werkstoffen geleistet hat, sowie die Kombination von Möglichkeiten waren die entscheidenden Gründe für die Zuerkennung des renommierten Forschungspreises.

Mit dem Fördergeld will Pippan zum einen die Forschergruppe von bisher vier auf zehn Wissenschafter ausbauen, zum anderen in die Infrastruktur investieren. Die im Jahr 2007 eingeführten "Advanced Grants" stellen das "Flaggschiff-Programm" des ERC dar, mit dem die EU Grundlagenforschung fördert. Damit sollen anspruchsvolle und risikoreiche fünfjährige Forschungsprojekte gefördert und die Wissenschafter ermutigt werden, die bestehenden Grenzen des Wissens und der Disziplinen zu überschreiten. Für die ÖAW stellt Pippans Preis den insgesamt bereits 20. ERC-Grant dar. (APA, 08.08.2013)