Sylvia Rosenhek 1920-2012.

Foto: edition splitter

"Wenn man sich das Leichte aussucht, ist die Herausforderung nicht so groß." Und: "Das Schwere ist das Wichtigste im Leben", sagte Batya Horn vor einigen Wochen im Fernsehsender 3sat. Sie sprach damit anlässlich des 20-jährigen Bestehens ihres Verlages edition splitter ein großes Wort gelassen aus - vor allem, wenn man das lebhafte und fröhliche Naturell der Verlegerin und Galeristin kennt, zu deren Stärken das geduldige Warten und Erdulden eben gerade nicht gehören, wobei es auch die nie erlahmende Energie ist, mit der Horn den Problemen eines Kleinverlages (Selbstausbeutung!) trotzt, die ihre Arbeit so unvergleichbar macht.

"für alle" lautet die Widmung des nun von Horn herausgegebenen, schön gemachten Bändchens Ich möchte durchbrennen in meine Welt, das sich mit dem oben angedeuteten "Schweren" auseinandersetzt, welches oft im Loslassen von Illusionen, Sicherheiten und im Abschied von Menschen besteht. In konkretem Fall geht es um den Abschied von Sylvia Sommer. 1920 in der Bukowina geboren, wurde sie als junge Frau von den Nationalsozialisten in die Ukraine deportiert, wo sie 1944 von der Roten Armee befreit wurde. Noch im selben Jahr heiratet sie Josef Rosenhek. Das zweite, 1952 in Tel Aviv geborene Kind der beiden ist Batya Horn. Mitte der 1950er-Jahre kam die Familie nach Wien, wo Horn ihre Mutter, diese litt in den letzten Jahren an einer Demenzerkrankung, bis zu ihrem Tod 2012 pflegte.

In dieser Zeit notierte sich Batya Horn immer wieder von Sylvia Rosenhek geäußerte Sätze, Einsichten oder aphoristische Gedanken: "Es gibt keine Lust, wo es keine Kraft gibt", lautet so ein Satz. Oder: "Ein Herr: Frau Rosenhek, sind Sie mit Ihrem Leben einverstanden? Sylvia Rosenhek: Ich schweige, nein, ich bin ausverstanden, weil ich kaputt geblieben bin, auch wenn es die anderen nicht bemerkt haben." Oder: "Vielleicht weiß ich etwas über mich - durch dich". Oder: "Es weint mich".

Es ist die Abwesenheit von Absicht und eine aus dem gelebten Leben geschöpfte Erfahrung, die Rosenheks filigrane Aussprüche so wuchtig macht. Ergänzt wird das bibliophil gestaltete Bändchen durch einen Text des Autors und Grabredners Hannes Benedetto Pircher und Übertippungen von Stephan Eibel Erzberg.     (Stefan Gmünder, Album, DER STANDARD, 10./11.8.2013)