Eine der in Bayern gefundenen Glasperlen: Die blaue Farbe spricht für eine Beimengung von Cobalt.

Foto: Institut für Kernchemie

Mainz - Bunte Glasperlen waren im römischen Reich - und nicht nur dort - ein beliebter Schmuck. Deutsche Forscher haben nun die Herkunft einiger solcher Perlen untersucht und können daraus Rückschlüsse auf antike Rohstoff- und Handelswege ziehen, wie die Universität Mainz berichtet.

Insgesamt untersuchten die Forscher 42 Glasperlen, die an vier verschiedenen Fundorten antiker Siedlungen im heutigen Bayern ausgegraben worden waren. Die Region war damals von Rätern bewohnt, einem Volk ungeklärter Abstammung, das schon im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung dem römischen Reich eingegliedert worden war. 38 der Perlen stammen aus der frühen Kaiserzeit, vier aus spätrömischer Zeit, dem vierten Jahrhundert.

Der größte Teil der untersuchten Glasperlen stammt von Ausgrabungen in der Nähe von Oberammergau. Bei der Fundstätte handelte es sich um einen Opferplatz der dort siedelnden Räter. Die Glasperlen, die der Bevölkerung als Schmuck dienten, zeigen Brandspuren eines Opferfeuers. Andere Fundgegenstände wurden anscheinend absichtlich nach bestimmten Mustern abgelegt.

Einmal quer durchs Imperium

Mit Hilfe des Forschungsreaktors TRIGA im Institut für Kernchemie der Uni Mainz konnte mittels Neutronenaktivierungsanalyse festgestellt werden, dass die Rohstoffe für diese Perlen nicht aus der Gegend stammten. Die Analysen ergaben, dass alle Perlen aus Natronglas mit einem Natriumoxid-Gehalt von bis zu 20 Prozent bestehen und daher zumindest der Rohstoff Natrium, eventuell sogar das fertige Rohglas, aus der Nähe eines Natronsees wie dem Wadi Natrun in Ägypten stammen muss.

In der Antike konnte eine Schmelztemperatur von 1.800 Grad Celsius für reinen Sand noch nicht erreicht werden. Daher musste ein Flussmittel zum Absenken der Schmelztemperatur zugesetzt werden, meist Pflanzenasche oder natürliches Soda. Pflanzenasche war in allen Regionen frei zugänglich und wurde je nach Lage der Glaswerkstätten eingesetzt. Pflanzenasche aus Meeres- oder Uferpflanzen enthalten durch den salzhaltigen Boden mehr Natrium, während im Binnenland der Kaliumgehalt der Pflanzen überwiegt. Da die Gewinnung von Natrium aus Pflanzenasche sehr aufwendig ist, wurde für Natronglas häufiger natürliches Soda aus Ägypten verwendet. (red, derStandard.at, 11. 8. 2013)