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Das Beispiel Bremgarten zeigt erneut, dass Asylsuchende in der Schweiz nirgends wirklich willkommen sind.
Die Schweiz gibt derzeit eine schlechte Visitenkarte ab und sieht sich international des Rassismus bezichtigt: Eine peinliche Episode in einer Zürcher Luxusboutique und unrühmliche Schikanen gegen Asylsuchende in einer Kleinstadt sorgen für Aufsehen.
Die weltberühmte schwarze Talkmasterin Oprah Winfrey wurde in einer Zürcher Luxusboutique nicht bedient - die schwarze Krokoleder-Handtasche für 35.000 Dollar, auf die es Winfrey abgesehen hatte, sei zu teuer für sie, entschied die Verkäuferin - der die prominente und überaus wohlhabende Kundin offenbar nicht bekannt war.
Sperrzonen für Flüchtlinge
Und auch weniger prominente "Kunden" sind in der Schweiz nicht überall gern gesehen. Die Bevölkerung des kleinen Aargauer Dorfes Bettwil verhinderte letztes Jahr mit massiven Protesten die Einrichtung einer Unterkunft für 140 Asylsuchende; im Graubündner Ferienort Laax wehrten sich Einwohner dagegen, dass ein leerstehendes Hotel in ein Asylheim umgewandelt wird.
Und nun sorgt die aargauische Kleinstadt Bremgarten für Schlagzeilen: Die Behörden erklärten sich zwar bereit, in einer leerstehenden Militärunterkunft 150 Asylsuchende unterzubringen, doch die Flüchtlinge sind im Städtchen nicht überall willkommen. Die Bibliothek, die Kirchen, vor allem aber das örtliche Freibad, die "Badi", seien Sperrzonen, berichteten Zeitungen am Wochenende.
Das sorgte für Empörung; die Rede war von Rassismus, Diskriminierung und der Verletzung von Grundrechten. Inzwischen rudern die Behörden bereits zurück. Es gebe kein generelles "Badi"-Verbot, sagte Justizministerin Simonetta Sommaruga am Freitag: "Grundrechte sind nicht verhandelbar." Das Ganze sei ein Missverständnis; man habe bloß vereinbart, dass die Asylbewerber sich nicht unbegleitet auf den städtischen Schul- und Sportanlagen in Bremgarten aufhalten dürften.
"Es braucht Spielregeln"
Mit dieser Auflage trage man den Bedenken der lokalen Bevölkerung Rechnung: "Es braucht Spielregeln, damit das Zusammenleben zwischen Asylsuchenden und der Bevölkerung geordnet und möglichst konfliktfrei verläuft", sagte der Direktor des Schweizer Bundesamtes für Migration in einem Zeitungsinterview.
Das Beispiel Bremgarten zeigt erneut, dass Asylsuchende in der Schweiz nirgends wirklich willkommen sind; die Behörden haben große Schwierigkeiten, die benötigten Unterkünfte zu finden, und glauben der Bevölkerung demonstrieren zu müssen, dass die Asylbewerber nicht etwa eine Vorzugsbehandlung bekommen.
Dabei zeigt ein Blick auf die nackten Zahlen, dass die Asylproblematik derzeit viel kleiner ist als früher und dass keine Rede sein kann von einer Flüchtlingswelle in die Schweiz: Vergangenes Jahr wurden rund 28.000 Asylgesuche registriert, im ersten Halbjahr 2013 waren es bisher rund 11.000. Das ist im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Rückgang um fast ein Viertel. In den Neunzigerjahren war die Lage viel dramatischer - damals flüchteten wegen der Kriege in Sri Lanka und auf dem Balkan manchmal über 40.000 Menschen jährlich in die Schweiz. (Klaus Bonanomi aus Bern, DER STANDARD, 10.8.2013)