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Toni Polster hat gegen die Austria 0:2, gegen Innsbruck 1:2 und gegen Grödig sogar 1:7 verloren.

Foto: APA/Pfarrhofer

Standard: Sie waren dankbar für die Chance, Trainer bei der Admira zu werden. Der Start ist total missglückt. Drei Niederlagen, zuletzt ein 1:7 bei Aufsteiger Grödig. Ist die Chance schon vertan?

Polster: Nein. Wir haben routinierte Spieler verloren, die Jungen vermissen jetzt Leute, an denen sie sich anhalten können. Der Anker fehlt. Die Jungen müssen selbst der Anker werden. Das dauert.

Standard: Ist für Sie der Sprung von Wiener Viktoria in die Bundesliga ein zu großer gewesen?

Polster: Darüber kann ich nur lachen. Ich habe lange im Ausland gespielt. Unter Toptrainern. Wenn mir die Erfahrung fehlt, dann fehlt sie jedem in Österreich. Aber gut, es soll so sein. Und wer gewinnt, hat immer recht. Ich mache meine Arbeit, so gut es geht. Ich stellte den Kader nicht zusammen, das Budget wurde gekürzt. Ich wusste das, also gibt es keine Ausreden. Ich kämpfe und arbeite mit reinem Gewissen. Reicht es nicht, und man glaubt, mit wem anderen geht es besser, ist es auch in Ordnung.

Standard: Die Mannschaft war nach dem Abstiegskampf offensichtlich geschlaucht. Sie meinten zum Amtsantritt, es sei zunächst wichtig, die Kicker wieder aufzuheitern. Wurden Ihre Schmähs nicht verstanden?

Polster: Das ist jetzt sehr provokant. Natürlich muss man Fußballer bei Laune halten, eine Stimmung aufbauen. Macht der Beruf keinen Spaß, ist das nicht leistungsfördernd. Ich habe als Trainer bewiesen, dass ich nicht nur aus Schmähs bestehe. So ein Blinder kann ich nicht sein. Die Admira ist eine junge Truppe und ich bin leider nicht der Copperfield.

Standard: Sie strecken mitten in einem Konflikt des Boulevards. Sie sind Kolumnist bei "Österreich". Von Michaele Jeannée vom Konkurrenten "Kronen Zeitung" bekamen Sie vor ein paar Tagen Post. Er meinte sinngemäß, sie sollten eher nicht in einem Krawalljournal über andere Klubs philosophieren, sondern sich um den eigenen Verein kümmern. Hat er nicht, was Ihre Arbeit betrifft, ein bisserl recht?

Polster: Ich durfte auf Befehl von oben nicht in der "Krone" vorkommen. Jetzt müssen sie berichten, weil ich Bundesligatrainer bin. Ich habe kein Problem. Ich gehe mit jedem anständig und respektvoll um. Das kann man nicht von allen Menschen erwarten. Vor vier Jahren habe ich mich aus der sogenannten High Society ausgeklinkt. Weil ich als Trainer gelten möchte. Manche haben es registriert, manche nicht.

Standard: Müssen Sie als Kolumnist tätig sein, um Ihren Lebensstandard aufrechtzuerhalten?

Polster: Bei der Admira werden eher bescheidene Gehälter gezahlt. Mir ist es nie ums Geld gegangen, sonst hätte ich die Amateure des LASK nie betreut. Vor irgendetwas muss ich aber meine Rechnungen bezahlen. Vielleicht macht mich das angreifbar. Abgesehen davon schreibt Herr Jeannée nur über interessante Leute. Somit passt es eh. Ich selbst nehme mich nicht so wichtig.

Standard: Welches Image wäre Ihnen als Trainer recht?

Polster: Mir wäre recht, erfolgreich zu sein. Meine Mannschaft soll einen Fußball spielen, bei dem man die Handschrift des Trainers klar erkennt.

Standard: Sie werden nicht unbedingt mit dem Begriff Arbeit verbunden. Liegt das daran, dass Sie nie eine Kampfbiene oder ein Dauerläufer, sondern immer der begnadete Klassestürmer Polster waren? Hängt das nach?

Polster: Ich kann nicht jedem Nackerpatzerl in Österreich erklären, was ich alles mache, und wie ich es mache. Das ist schwierig. Ich glaube nicht, dass je ein Spieler gesagt hat, der Trainer Polster war nicht da. Ich nehme den Job hundertprozentig ernst. Ich lebe und sterbe für den Fußball, weil ich ihn liebe. Ich werde auch selbst Fußball spielen, solange mich die Beine tragen. Aber ich kann es nicht jedem recht machen. Es reden zu oft die über mich, die mich nicht kennen. Sie stecken mich in eine Schublade.

Standard: Herbert Prohaska und Hans Krankl haben sich vom Trainerjob zurückgezogen. Vorbilder?

Polster: Das kommt für mich überhaupt nicht infrage.

Standard: Haben Sie das Gefühl, dass die Öffentlichkeit Sie scheitern sehen will?

Polster: Nein. Ich übernehme die Verantwortung für die drei Ausschlüsse und für die drei Elfer in Grödig. Ich habe mich den Gesetzen, die der Trainerberuf mit sich bringt, unterworfen. Deswegen beklage ich mich nicht.

Standard: Am Samstag kommt Besuch aus Graz. Sturm ist die zweite Mannschaft, die einen nahezu perfekten Fehlstart hingelegt hat. Was erwarten Sie von der Partie?

Polster: Man muss schon genau hinschauen. Die erste Halbzeit gegen die Austria war ausgezeichnet, die letzte halbe Stunde gegen Innsbruck war ausgezeichnet, die erste halbe Stunde in Grödig war ausgezeichnet. Es gelingt uns nicht, die Konzentration zu halten und dumme Fehler abzustellen. Daran werden wir arbeiten. Ich bin optimistisch vor dem Sturm-Spiel. Ich weiß aber, dass fünf Verteidiger und der Tormann ausfallen. Trotzdem glaube ich an mein Team und an meine Arbeit. Das Match wird auch im Kopf entschieden. Ein Befreiungsschlag täte uns allen gut. (Christian Hackl; DER STANDARD; 10./11. August)