Foto: SPD
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Sie ist wieder da. Drei Wochen lang hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sich im Urlaub entspannt, in Bayreuth Richard Wagner gelauscht, in Südtirol Berggipfel erklommen. Diese Woche aber stehen wieder Wahlkampftermine an, die Kabinettssitzung am Mittwoch will auch geleitet werden.

Paradoxerweise war die Kanzlerin ohnehin gar nie weg - nicht nur, weil sie dem Volk durch ihre Regierungssprecher die eine oder andere beruhigende Botschaft aus dem Urlaub übermitteln ließ ("die Kanzlerin ist nicht amtsmüde"), sondern auch, weil es ja Wahlplakate gibt.

Wirklich originell sind die der SPD. Merkel muss weg, Merkel macht alles falsch, Merkel ist eine Zumutung für Deuschland - diesen Eindruck versucht die SPD seit Monaten zu vermitteln. Und dann findet sich auf ihren Wahlplakaten ausgerechnet Merkel.

Mal kramt sie in ihrer Handtasche, mal dämmert sie neben FDP-Chef Philipp Rösler auf der Regierungsbank im Bundestag weg, dann wiederum sieht man sie im Gespräch mit Verteidigungsminister Thomas de Maizière und Kanzleramtschef Ronald Pofalla.

Die Hauptsache

Natürlich gibt es dazu eine negative Botschaft, dennoch sind auch viele Genossen über die wohl unfreiwillige Aufwertung der Kanzlerin entsetzt. Man weiß ja von C-Promis und Fußballern: "Wurscht, was sie über dich schreiben, Hauptsache, du kommst vor."

Es ist auch bekannt, dass die meisten Menschen den Sinn oder Unsinn von Wahlplakaten nicht lange studieren. Im Idealfall erfassen sie das Plakat aus dem Augenwinkel und die Botschaft bleibt hängen. Wer am CDU-Plakat vorbeigeht, sieht also Merkel. Und dann folgt am SPD-Plakat schon wieder Merkel. Die Aktion passt auch nicht zur Kritik der SPD an der CDU. Die habe keine Inhalte, sondern setze nur auf die Person Angela Merkel, klagt SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück oft. Und jetzt kommt nicht mal die SPD ohne die bei den Deutschen so beliebte Kanzlerin aus.

"Tabuwort" Steinbrück

In der CDU hingegen reibt man sich die Hände über so viel Hilfe. Keine Sekunde lang habe man erwogen, Peer Steinbrück auf CDU-Plakaten zu zeigen, feixt CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. Merkel selbst tut Steinbrück nicht einmal den Gefallen, ihn auch nur ein einziges Mal beim Namen zu nennen und so ein bisschen aufzuwerten. "Die anderen wollen ja, dass...", beginnt sie Kritik, wenn sie sich überhaupt dazu herablässt, über die SPD zu sprechen.

Mitte Juli, bevor sie in den Urlaub aufbrach, wurde die Kanzlerin bei den traditionellen, jährlich stattfindenden Merkel-Sommerfestspielen (Pressekonferenz vor 200 in- und ausländischen Journalisten) auch auf ihre Ignoranz gegenüber Steinbrück angesprochen. "Herr Steinbrück arbeitet sich gut an Ihnen ab. Lassen Sie ihn alleine wahlkämpfen, oder steigen Sie noch ein?", wollte jemand wissen.

Ihre Antwort: "Ich tue mich schwer mit der Frage, wann Wahlkampf beginnt und wer das festlegt. Wenn wir eine Situation haben, in der weite Teile Deutschlands von einer Flut heimgesucht werden, dann wird darüber gesprochen. Jetzt wird über Fragen der Sicherheit gesprochen. Es kann morgen wieder über Fragen des Euro gesprochen werden. Manchmal wird auch über zwei oder drei Dinge parallel gesprochen." Nur eben über Steinbrück nicht, über den wird von Merkel niemals gesprochen. (Birgit Baumann, derStandard.at, 12.8.2013)