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Csatáry soll als KZ-Kommandant besonders grausam gewesen sein.
Verurteilt in der Tschechoslowakei, angeklagt in seiner Heimat Ungarn: im hohen Alter von 98 Jahren verstarb am Samstag in Budapest der NS-Kriegsverbrecher László Csatáry. Sein Tod wurde erst am Montag bekannt. Der ehemalige Kommandant des Sammel- und Internierungslagers Košice, damals ungarisch verwaltet, war maßgeblich beteiligt an der Deportation von bis zu 16.000 Juden nach Auschwitz und in andere NS-Lager.
Csatáry tat sich durch sein grausames und sadistisches Engagement hervor. An den Verladerampen für die Züge nach Auschwitz misshandelte er seine Opfer mit Hundepeitsche und Faustschlägen, heißt es in der ungarischen Anklageschrift und in Berichten von Zeitzeugen.
Csatáry entschwand nach dem Zweiten Weltkrieg nach Übersee. Mit falschen Angaben erreichte er die Einbürgerung in Kanada. 1997 kamen ihm die Behörden auf die Schliche, und Csatáry ließ sich in Ungarn nieder – dort fiel niemandem seine Vergangenheit auf.
Erst im Vorjahr enttarnten ihn britische Reporter und das Simon-Wiesenthal-Zentrum erstattete Anzeige. Csatáry wurde kurz festgenommen und dann in den Hausarrest entlassen.
Erst im Juni dieses Jahres erhob die ungarische Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen. Dabei war Csatáry bereits 1948 in der damaligen Tschechoslowakei in Abwesenheit zu Tode verurteilt worden.
Gegen Csatáry hätte im Herbst ein Prozess begonnen. Mit seinem Tod bleibt der Orbán-Regierung ein möglicherweise delikater Prozess erspart. (Gregor Mayer aus Budapest/DER STANDARD, 13.8.2013)