Bild nicht mehr verfügbar.

Nationalteam-Coach Werner Sallomon: "Konkurrieren mit Kastelruther Spatzer um Hallentermine."

Foto: APA/Pfarrhofer

Bild nicht mehr verfügbar.

Östereichs Truppe ist jung. Es fehlt aber nicht nur an Erfahrung, sondern auch an Zentimetern.

 

Foto: APA/Pfarrhofer

derStandard.at: Österreich hat sich zuletzt 1977 für eine EM qualifiziert. Damals waren Sie 17 Jahre alt.

Sallomon: Und ich war sehr stolz auf diese Mannschaft, die mit Leuten wie Erich Tecka, Herbert Watzke oder Peter Wolf spielerisch stark war. Basketball ist aber mittlerweile zur zweitgrößten Sportart weltweit mutiert, da hängen die Trauben höher. Das ist nicht zu vergleichen mit einem WM-Titel im Faustball. Wir wollen uns aber nicht mehr auf unser kleines Land ausreden.

derStandard.at: Im Fußball zollt Österreich den Färöer-Inseln Respekt. Wer zollt Österreich im Basketball Respekt?

Sallomon: Niemand. Es reicht ein Blick auf unsere Spieler, die es kaum ins Ausland schaffen. Wir haben keinen Ruf. Es fehlt auch die Nische. Wir brauchen uns aber nicht zu verstecken. Im Vergleich zu Red Bull Salzburg und Düdelingen ist der Unterschied zwischen Österreich und Luxemburg im Basketball Legion.

derStandard.at: Machen die bisher gezeigten Leistungen des Nationalteams Mut?

Werner Sallomon: Ja, es ist noch Luft nach oben. Aber wir fahren über niemanden einfach drüber. Das Zusammenspiel mit Rasid Mahalbasic (ein potenzieller NBA-Kandidat, Anm.) funktioniert noch nicht so gut. Seine Teamkollegen wollen ihm dauernd den Ball in die Hand drücken, vergessen aber, dass sie selbst auch Basketball spielen können.

derStandard.at: Sie haben in einem Interview mit dem "Sportmagazin" gesagt, dass es "unseren Spieler an allem fehlt, sie schauen nicht einmal aus wie Basketballer." Wie schaut ein echter Basketballer aus?

Sallomon: Es muss ein athletischer Typ mit Gardemaß sein. Wir sind auf den Außenpositionen ziemlich klein, international ist man mit 1,92 Meter als Flügel nicht mehr auf Augenhöhe unterwegs. Ich habe das gar nicht böse gemeint, ganz im Gegenteil. Meine Spieler sind tolle Burschen. Aber selbst die Schweizer sind im Schnitt um ein paar Zentimeter größer.

derStandard.at: Der Schweiz fehlen mit NBA-Star Thabo Sefolosha (Oklahoma City Thunder) und Erik Brunner (Serie A, Italien) zwei Topspieler. Stimmt es Sie nachdenklich, dass die Eidgenossen in Vollbesetzung außer Reichweite wären?

Sallomon: Nein, überhaupt nicht. Ich bin mir gar nicht sicher, ob mein Team nicht einen anderen Schalter im Kopf umlegen würde, wenn Sefolosha dabei wäre. Wir haben im Hinspiel in Fribourg einfach nicht gut gespielt. Die Schweiz hat sich in ihren sportlichen Perspektiven aber generell stark entwickelt. Das Eishockey-Team ist Vizeweltmeister, der Fußball ist um eine Klasse stärker als früher. Es wird in Richtung Spitze des Sports gut gearbeitet. Fortschritte im österreichischen Basketball gehen langsamer voran.

derStandard.at: Fehlt auch die Unterstützung?

Sallomon: Herr Mateschitz beispielweise buttert sicher auch viel eigenes Geld in seinen Formel1-Grand-Prix, aber für den Motorsport werden nun ingesamt wieder Mittel von Randsportarten abgezogen. In der Leichtathletik erwartet man sich Medaillen, aber welchen Stellenwert hat dieser Sport? Die Diskussion ist ein Witz.

derStandard.at: Das Segel-Leistungssportzentrum am Neusiedler See wird um 600.000 Euro ausgebaut. Von solchen Beträgen kann man im Basketball nur träumen, oder?

Sallomon: Das neue Sportförderungsgesetz belohnt Leistung und der Segelverband ist natürlich erfolgreich. Im Vergleich dazu sind wir arm. Wir haben in Schwechat eine einzige ordentliche Basketballhalle im Großraum Wien und wenn du dort um Termine kämpfen musst, weil die Kastelruther Spatzen aufspielen, ist das natürlich traurig. Selbst in Dänemark oder in Luxemburg gibt es mittlerweile eine tolle Basketball-Infrastruktur. (Florian Vetter; derStandard.at, 15.8.2013)