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Vordergründig geht es um Liebe, im Hintergrund kreist ein UN-Landrover: die Szenenfolge "Romeo und Julia" in der Regie von Mokhallad Rasem.
Salzburg - Bei einem durchdachten Spielplan ist alles irgendwie verzahnt. Da machen die Salzburger Festspiele keine Ausnahme. Beim Lumpazivagabundus geht es bekanntlich um drei Handwerker. Handwerker spielen auch im Sommernachtstraum eine zentrale Rolle: Sie bringen die tragische Geschichte von Pyramus und Thisbe zur Aufführung. Diese ähnelt mit ihrem Doppelselbstmord frappant Romeo und Julia. Kein Wunder: Shakespeare schrieb beide Stücke zur gleichen Zeit.
Und so gibt es eben Romeo und Julia beim Young Directors Project. Der Hinweis "Nach William Shakespeare" ist wohl als Zeitangabe zu verstehen - analog zu "nach Christus". Denn der irakische Regisseur Mokhallad Rasem und sein Ensemble vom Toneelhuis Antwerpen erzählen nicht die Geschichte nach, sie ändern sie auch nicht ab, sie collagieren bloß postdramatisch ihre Assoziationen über das berühmteste Liebespaar zu einem banalen, ziemlich kurzen, aber leider nicht kurzweiligen Abend.
Es geht zum Beispiel um Krieg (die Montagues und die Capulets sind verfeindet): Zu Beginn tragen die drei Paare - zwei ältere Schauspieler, zwei Tänzer und zwei Kinder - Gasmasken. Sie stellen Posen der Umarmung nach, sie streicheln sich, denn die Liebe kennt kein Jung, kein Alt. Im Hintergrund dreht sich ein UN-Landrover im Kreis. Er dient zunächst als Sitzgelegenheit im Autokino.
Eleanor Campell und José Paulo dos Santos tanzen ein Duett, Gilda de Bal gerät ins Schwärmen über die "ultimative Liebe". Sie rezitiert ein paar Verse, Vic de Wachter steigt darauf ein, die Verwechslung von Lerche und Nachtigall sorgt für Verwirrung. Das Paar macht sich Gedanken über die katastrophengeilen Touristen, die den Balkon in Verona besuchen, später erzählt es den anderen die Geschichte eines Romeo und seiner Julia anhand eines Fotoalbums. Es geht auch um die Vergänglichkeit, man verwechselt Liebe mit Sex, das ältere Paar stößt beim Vögeln lustvoll die Namen italienischer Speisen aus. Mortadella und Pollo, ist das billig! Der Landrover wackelt natürlich. Er mutiert zum Campingwagen. Und alle kuscheln zusammen.
Das Festspielpublikum hatte den richtigen Riecher: Bei der Premiere blieb zumindest ein Drittel der Sitzplätze im Republic leer. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 13.8.2013)