Murska Sobota – Laut dem slowenischen Innenministerium leben in Slowenien rund 6400 Roma. Teilweise wohnten sie auf dem Gebiet des heutigen Slowenien schon im 15. Jahrhundert, doch ab dem 17. Jahrhundert werden die historischen Quellen durch Geburtsregister oder Taufregister dichter. Die Vorfahren jener Roma, die heute in Slowenien leben, kamen aus Ungarn und Kroatien, zudem kamen Sinti aus Österreich.

Gesetzlich versuchte der junge Staat, die Rechte der Roma ähnlich in der Verfassung zu sichern wie jene anderer Minderheiten, etwa der Italiener. Real sei aber noch viel zu tun, kritisieren Roma-Vertreter. Wesentlich sei neben Bildung, dass man auch politisch selbst aktiv sei. Mittlerweile gibt es allein um Murska Sobota in 20 Orten Roma als Gemeinderäte.

Wichtige Arbeit auf diesem Gebiet leistet seit 2010 das Projekt Romano Kher, das vom Staat und der EU bis 2014 finanziert wird. Pušča ist nur ein Ort von vielen in Nordslowenien, wo Romano Kher aktiv ist.

Das Leben der Roma habe sich in den letzten drei Jahren, seit dem Start von Romano Kher, noch nicht immens verändert, sagt Projektleiter Romeo Varga, "es geht stückweise voran". Im Projektbüro in Murska Sobota schuf man fünf Arbeitsplätze. Man betreibt ein Infozentrum und organisiert Konferenzen. Vor kurzem etwa eine Gedenkveranstaltung zum Völkermord an Roma während der NS-Diktatur – einer Zeit, die man auf Romanes Porajmos (das Verschlingen) nennt. Mitte September lädt Romano Kher Roma aus ganz Europa zu einer Tagung.

Erfolge verzeichnet man vor allem bei den Kindern. "Sie hatten in der Schule Probleme", erzählt Varga. Anders als im Vorzeigedorf Pušča besuchten sie meist keinen Kindergarten. "Dann kamen sie in die Schule, konnten zwar zu 99 Prozent fließend Slowenisch, doch es fehlten Grundlagen." Man entwickelte die Idee der Roma-Assistenten, speziell ausgebildeter Roma, die Schulkindern helfen.

Wirkung in der Schule

Das zeigte Wirkung: "Die Noten sind besser, sie schließen die Schule öfter ab und leihen sich öfter Bücher aus", so Varga. Das Bildungsministerium übernahm die Idee kürzlich für ganz Slowenien.

Bei der Integration in den Arbeitsmarkt arbeite man "mit beiden Seiten", betont Varga. Habe man einen Arbeitgeber erst überredet, einen Rom einzustellen, und macht er gute Erfahrungen, laufe die Sache. Auf der anderen Seite müsse man Roma oft kulturelle Unterschiede erklären: "Etwa, dass es bei anderen Slowenen nicht als unhöflich gilt, wenn einen nicht die gesamte Familie bei der Arbeit besucht." (cms/DER STANDARD, 13.8.2013)