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Auch Jimmy Hendrix war Linkshänder. Allerdings waren Linkshänder-Gitarren damals schwer erhältlich, deshalb verwendete er ein Rechtshänder-Modell mit Saiten, die in umgekehrter Richtung aufgezogen wurden.

Der Schriftsteller Günter Grass ist einer. Ebenso Schauspieler Mario Adorf und Musiker David Bowie: Linkshänder, die auf die rechte Hand umgeschult wurden. - Ein Schicksal, das nicht wenige Menschen teilen, schließlich galt Linkshändigkeit über Jahrhunderte als abnormal und verwerflich.

Noch heute ist "links" quasi selbstverständlich ein Synonym für Negatives: "Jemanden linken", "jemand links liegen lassen" oder, "zwei linke Hände haben". Im Gegensatz dazu steht "rechts" für die guten Eigenschaften: "Wir befinden uns auf dem rechten Weg", "erscheinen rechtzeitig zu einem Termin" oder "fällen ein gerechtes Urteil".

So verwundert es nicht, dass Linkshänder in Österreich und Deutschland bis vor etwa 20 Jahren noch zwangsweise zu sogenannten "Pseudo-Rechtshändern" umgepolt wurden. Eine Praxis, die bei den Betroffenen nicht selten zu Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, feinmotorische Schwierigkeiten oder Legasthenie führte, wie die Psychologin Barbara Sattler betont.

Linkshänder können keine Rechtshänder werden

Die genuine Händigkeit eines Menschen ist durch die jeweils kreuzweise gegenüberliegende Gehirnhemisphäre repräsentiert - bei Linkshändern also durch die rechte Gehirnhälfte. In einer Studie konnte der deutsche Neurologe Stefan Klöppel beobachten, dass sich bei umgeschulten Linkshändern zwar die Areale, die direkt an der Bewegungssteuerung beteiligt sind, zunehmend in die linke Hirnhälfte verlagern, die übergeordneten Regionen, die an der Planung und Kontrolle von Bewegungen teilnehmen, bleiben jedoch zeitlebens am selben Ort.

Das heißt, es kommt nicht zu einer Umstellung der vorgegeben Dominanz im Gehirn, die für die jeweilige "Seitigkeit" des Menschen verantwortlich ist, sondern zu einer Überlastung der nicht dominanten Hemisphäre, bei gleichzeitiger Unterforderung der anderen Gehirnhälfte. - Ein "Knoten im Gehirn" sei die Folge, so Barbara Sattler.

Mehr Sensibilität gefordert

In Österreich und Deutschland schreiben etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung mit der linken Hand. Psychologin Sattler geht allerdings von einem weitaus größeren Anteil aus: "Tatsächlich wird die Quote an Linkshändern zwischen 20 und 30 Prozent liegen". Demnach dürften sich auch heute noch viele Kinder, die eigentlich Linkshänder wären, selbst umlernen. "Wenn ein Kind sieht, dass alle anderen mit rechts schreiben, malen oder zeichnen, will es das auch und trainiert sich das an", erklärt die Psychologin.

So gesehen liegt der kritischste Punkt im Leben eines Linkshänders im Kindergartenalter. Deshalb sollte spätestens mit drei Jahren Klarheit darüber herrschen, welche Hand die dominante ist, doch das werde oft nicht richtig erkannt, wie die Wiener Händigkeitsberaterin Andrea Hayek-Schwarz betont.

Zuhause, im Kindergarten oder der Schule werden die Probleme, die den Kindern ihr "Anderssein" bereitet, oft nicht wahrgenommen und spätestens mit den ersten Schreibversuchen tendieren sie deshalb häufig von selbst zur rechten Hand. Eltern und Pädagogen seien nach Ansicht der Expertin daher besonders gefordert, diesem Thema mit entsprechender Sensibilität und Kompetenz zu begegnen. Dabei wäre es ganz einfach: Statt dem Sprössling automatisch Löffel oder Stift in die rechte Hand zu drücken, könnten Schreib- und Esswerkzeug ganz neutral in die Mitte gelegt werden. - Das wäre zumindest ein Anfang. (Günther Brandstetter, derStandard.at, 13.8.2013).