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Andreas Vojta: "Ich bin kein Debütant und muss mir nicht in die Hosen machen."
Moskau - Er ist die zweite und damit auch schon Österreichs letzte Hoffnung auf ein positives Ergebnis bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau. Andreas Vojta bestreitet am Mittwoch seinen Vorlauf über 1.500 m, er ist im zweiten der drei Läufe im Einsatz (8.45 Uhr MESZ). Der Niederösterreicher hatte zuletzt einen "Schub" durch Universiade-Bronze über 800 m bekommen, zumindest eine Runde zu überstehen, ist in Russland das Ziel.
Um ins Halbfinale der Top 24 aufzusteigen, muss man entweder im eigenen der drei Vorläufe unter die besten sechs kommen, oder das Glück haben, einen der weiteren sechs Plätze über die Zeitregel zu ergattern. In Vojtas Lauf sind u.a. der Kenianer Silas Kiplagat und der Türke Ilham Özbilen, der Österreicher hat unter den zwölf Teilnehmern heuer die neuntbeste Zeit stehen. Insgesamt sind 38 Athleten am Start, Titelverteidiger ist der Kenianer Asbel Kiprop (erster Vorlauf), London-Olympiasieger Taoufik Makhloufi aus Algerien leidet an einer Viruserkrankung und fehlt.
Was Hoffnung gibt
"Es ist eigentlich relativ egal, in welchem Lauf Andi ist, sechs kommen jeweils fix weiter und wir steuern als Ziel an, dass er es auf diesem Weg schafft", sagte Trainer Wilhelm Lilge am Dienstag in Moskau zur APA - Austria Presse Agentur. "Es sind einige, die eine deutlich bessere Saisonbestleitung haben, aber manche sind das sehr früh in der Saison gelaufen und Andi hat den einen oder anderen danach noch geschlagen", erläuterte er.
Universiade-Bronze über 800 m in Kasan zeigte Lilge einerseits dass "russische Erde, eine gute Erde ist", andererseits bestätigte es den Weg. "Andy ist heuer auf Unter- und Überdistanzen, aber auch auf seiner Hauptstrecke deutliche persönliche Bestzeiten gelaufen." Weiters waren die Studenten-Titelkämpfe ein guter Testlauf für das Saisonhighlight, denn anders als bei Tagesmeetings werden hier wie dort drei Runden ausgetragen (Vorlauf, Halbfinale, Finale), ehe die Medaillengewinner feststehen. "Taktisch sind alle drei Rennen sehr gut für ihn verlaufen", lautete Lilges Kasan-Resümee.
Es geht bei großen Meisterschaften nicht nur darum, eine Runde weiterzukommen, sondern auch möglichst kräftesparend aufzusteigen und den Fokus jeden Tag wieder zu finden. "Es ist mental die größere Herausforderung als körperlich", sagte der Trainer. Die Erfahrung bringt einen in Sachen Taktik weiter, und so wird auch am Mittwoch entscheidend sein, zum richtigen Zeitpunkt mitzugehen. Vojta lässt sich von den großen Namen längst nicht mehr in die Zurückhaltung drängen. "Er ist jetzt kein Rohdiamand oder Jungspund mehr, er hat schon viel geschafft", weiß auch Lilge.
Der 24-jährige Vojta vom team2012.at steigerte heuer seine persönliche Bestleistung über 1.500 m auf 3:36,36 Minuten, hat zuletzt gut trainiert und ist nach der Kasan-Medaille topmotiviert.
Taktik ist nicht überbewertet
Das Olympiarennen 2012 in London hat er noch gut in Erinnerung (im Vorlauf ausgeschieden als Gesamt-36.), da hatte er die Ergebnisse der ersten zwei Vorläufe mitbekommen und gewusst, dass ein schnelles Rennen zum Aufstieg notwendig sein wird. "In London haben aber die Beine an diesem Tag nicht gepasst, und das merkst du dann bei so einem schnellen Rennen gleich." Heuer hat er zwei Meilenläufe in der Diamond League absolviert (Oslo Achter und London 15.). "Da waren die Felder vermutlich stärker als im WM-Vorlauf. Es waren schnelle Rennen und in Oslo hat es bei mir gut funktioniert."
Wird der Moskau-Vorlauf langsam, wird das Feld dicht beieinander liegen und die persönlichen Bestzeiten werden keine so große Rolle mehr spielen. "Die Taktik ist immer eine wichtige Sache, mittlerweile gehe ich anders in die Rennen als noch bei meiner ersten EM 2010. Man lernt mit der Zeit, wie man sich im Feld orientieren und positionieren muss."
Er sei jetzt so weit, dass er wisse, wie man rennen müsse, die Umsetzung freilich sei ein eigenes Thema. "Aber an dem soll es nicht scheitern. Ich bin seit 2010 bei allen großen Freiluft-Meisterschaften dabei, da nimmt man jedes Mal ein bisschen was mit. Ich bin kein Debütant und muss mir nicht in die Hosen machen."
Bei der EM 2010 in Barcelona landete Vojta auf Rang 11, bei der EM 2012 in Helsinki auf 10 und Olympia in London auf 36. Bei der WM 2011 in Daegu hatte er am Ende gesamt zwar die 22. Zeit in den Vorläufen erzielt, aber der Modus verhinderte den Aufstieg. (APA, 13.8.2013)